Wien - Portale, Sender und vor allem Blätter werden in diesem Jahr reihenweise runde Jahrestage feiern. Die Jubilare und andere Dauerbrenner der Medienbranche für 2015:

1. derStandard.at wird 20

Am 2. Februar 1995 ging das erste Onlineportal einer deutschsprachigen Tageszeitung ans und ins Netz: derStandard.at. Es wird gehörig zu feiern sein.

2. FM4 wird 20

Bevor 1995 die ersten legalen Privatradios starten durften, wollte der damalige ORF-Chef Gerhard Zeiler die Werbe-Cashcow Ö3 von allen Mainstream störenden Umschaltimpulsen wie Musicbox und Zickzack befreien. Er erfand dafür den Alternative-Jugendsender FM4. Der lief ab 16. Jänner 1995 im Abend- und Nachtprogramm des englischsprachigen ORF-Kanals Blue Danube Radio - der 2000 schließlich ganz in FM4 aufging.

3. Legales Privatradio wird 20

Am 22. September 1995 konnte die Antenne Steiermark als erstes legales Privatradio Österreichs starten. Sie überholte Ö3 in ihrem Bundesland aus dem Stand - und zeigte dem ORF, dass sein Popradio doch nicht so gut auf private Konkurrenz vorbereitet ist. ORF-Glück im Unglück: Weil der Verfassungsgerichtshof Teile des Privatradiogesetzes als verfassungswidrig aufhebt, können nur jene zwei Regionalsender starten, die Beschwerdeführer gegen ihre Lizenz überreden, diese Beschwerden zurückzuziehen: Antenne Steiermark und Radio Melody, das im Oktober 1995 startet und inzwischen Antenne Salzburg heißt. Flächendeckend kann Privatradio erst 1998 (korrigiert) on air gehen. Da ist Ö3 - dank der seither dauerbeschäftigten deutschen Radioberater BCI - gut vorbereitet.

4. Digitalradio, neuer Anlauf

Dauerbrenner in Prognosen über das jeweils nächste Medienjahr: Kommt Digitalradio (DAB+) nun tatsächlich? Der ORF-Wunsch nach einem weiteren (kommerziellen) Jugendradio, für das nur digital Platz ist, könnte den vielfach verschobenen Testbetrieb in Wien nun doch Wirklichkeit werden lassen. Braucht neue Empfangsgeräte (weshalb Media Markt merklich Interesse zeigte), bringt mehr Übertragungskapazitäten auch bundesweit. Das könnte den Radiomarkt ein wenig durcheinanderbringen.

5. Österreichische Musik in Ö3

Ohne Wagemut lässt sich vorhersagen: Es wird sich wohl auch 2015 eine Aussage eines Ö3-Moderators und/oder eine Statistik finden lassen, die belegt, dass Ö3 österreichisches Musikschaffen unterbewertet. Apropos: Lange keine Forderungen gehört zum österreichischen Film im ORF, seit das Gesetz dem ORF verbietet, seinen Förderbeitrag für Kinofilme zu kürzen.

6. Größte ORF-Programmreform

Gerhard Zeiler, davor RTL-2-Chef und danach RTL-Boss, machte Anfang April 1995 aus dem öffentlich-rechtlichen ORF-Fernsehen ein zielgruppen- und marktanteilsorientiertes Best-of-Programm des deutschsprachigen (vor allem privaten) Fernsehens: ein jüngeres, urbaneres, sportlicheres ORF 1 voller US-Filme und -Serien und ein älteres, regionaleres ORF 2 mit mehr Information. Das Prinzip gilt seither, in diesem Schema wird bis heute professionell oder bisweilen auch weniger professionell programmiert. Der über Zeilers Werk nicht immer glückliche ORF-Langzeitgeneral Gerd Bacher feierte übrigens 2014 seinen 89. Geburtstag.

7. Red Bull Global TV

Pläne für globales Red-Bull-Fernsehen wälzt Konzernchef Dietrich Mateschitz schon eine ganze Weile. Mit Servus TV üben er und seine - öfter auch wechselnden Mitstreiter - nach Mateschitz' Worten dafür. Ende 2013 hat das Red Bull Media House eine eigene Gesellschaft für Global TV im Firmenbuch eintragen lassen. Womöglich wird es ja 2015 etwas mit einem der meistberaunten Dauerbrenner der österreichischen Medienbranche.

8., 9., 10., 11., 12. und 13. Zeitungsjubel

1945. Das nationalsozialistische Regime ist Geschichte. Die Alliierten gründen erste Zeitungen. Die werden 2015 allesamt 70 - so sie noch erscheinen: "Salzburger Nachrichten", die "Oberösterreichischen Nachrichten" und die "Tiroler Tageszeitung" im Juni.

Der "Kurier" erschien ab August 1945 - der freilich feierte schon 2014 60 Jahre seit seinem Neustart als privat geführte Zeitung, übrigens mit dem ÖAAB und einem ÖVP-Abgeordneten als Teilhaber; die "Oberösterreichischen Nachrichten" gehörten in den 1950ern vorübergehend ganz dem ÖVP-Politiker Alfred Maleta.

Die "Vorarlberger Nachrichten" kamen im September 1945 (und die "Wiener Zeitung" zurück). Das Linzer "Volksblatt" im Oktober. Die "Kärntner Tageszeitung" und die "Salzburger Volkszeitung" mussten 2014 aufgeben - die SVZ wegen überraschend neuer Kriterien für die Presseförderung. Deren Reform ist ebenso Dauerbrenner österreichischer Medienpolitik. Das Wirtschaftsblatt wird 2015 auch schon 20.

14. Werbesteuer, Wahlwerbung

Wahljahre sind Wahlwerbejahre und also meist ganz gute Jahre für Zeitungen. Selbst öffentliche Institutionen wie Ministerien und Magistrate schalten in solchen Jahren gerne ein bisschen mehr. 2015 scheint da einiges zu versprechen: Neben diversen Gemeinderäten stehen vier Landtage zur Wahl - Burgenland, Wien, Oberösterreich und Steiermark. Und weil im Februar auch die Wirtschaftskämmerer gewählt werden, wird die Abschaffung der Werbesteuer wieder besonders häufig beschworen. Ein Dauerbrenner seit Jahrzehnten.

15."Krone" richten, weitergehen

Unter den Dauerbrennern darf der - weit mehr als ein Jahrzehnt schwelende - Streit der Krone-Gesellschafter (Familie Dichand und deutsche Funke-Gruppe) nicht fehlen. Er geht mit neuem Schwung ins Jahr 2015. (fid, DER STANDARD, 2.1.2015)