Nadine Natalia van Beier (links) und Jennifer Morgan-Engelhardt sind zwei der "Sofa Stars" von RTL.

Foto: RTL

Das Fernsehen ist nun nah bei sich angelangt, und das muss nicht grundschlecht sein. Es war dringend geboten.

Das Ende zeichnete sich ab: 26 Buchstaben hat das Alphabet, mit denen man die Prominenz von Menschen gewichtet, die sich im TV zum Deppen machen. X-, Y- und Z-Promis, jenseits der Begreifbarkeit, aber greifbar nah. Und dann?

Es gibt noch immer zuwenig Prominente für den Artenreichtum der Fernsehformate. Und noch weniger möchten sich in Asseln aalen oder ausgefallene Körperteile oder -flüssigkeiten noch ausgefallenerer Lebewesen verkosten.

Das Potenzial der Zeigbaren erweiterten Beraterformate in viele Schichten der unprominenten, manchmal nur so genannten Normalbevölkerung. Beratung vom Hochzeitstischschmuck bis zum eingewachsenen Zehennagel.

Nun ist das Fernsehen wieder weiter auf dem Weg zu sich. Nach homöopathischen Kostproben im RTL-"Mittagsjournal" nun eine (vorerst einmalige) gute Stunde: "Sofa Stars" zeigte das RTL-Publikum beim Ätzen über RTL-Programme.

Meta-Fernsehen quasi, ohne Mobiltelefon und Twitter. Vielleicht war die Twitteria deshalb so verstört über das Format, mit dem der britische Channel 4 ernst zu nehmende Fernsehpreise gewonnen hat und das so ähnlich seit Dezember in Sat.1 ("Wohnzimmerhelden") läuft, dort aber mit Kommentaren auch zu anderen Programmen.

Allein, wir sind Zeugen großen Fortschritts: Bei RTL kann sich eine bisher womöglich unzureichend erschlossene Zielgruppe fremdschämen über Leute, die sich über RTL fremdschämen. Groß ist die Zielgruppe nicht, sagen erste Quoten. Womöglich reicht einfaches Fremdschämen vollauf. (Harald Fidler, DER STANDARD, 3./4.1.2015)