
Mahnwache der Grünen vor dem Abdullah-Zentrum.
Jeddah - Wegen "Beleidigung des Islams" ist ein saudi-arabischer Menschenrechtsaktivist und Blogger am Freitag öffentlich ausgepeitscht worden. Augenzeugen berichteten, Raif Badawi habe nach dem Freitagsgebet in der Nähe der Al-Jafali-Moschee in Jeddah 50 Peitschenhiebe erhalten. Die Menge der Gläubigen habe schweigend zugeschaut.
Der 2012 inhaftierte Badawi war im vergangenen November zu einer zehnjährigen Gefängnisstrafe und 1.000 Peitschenhieben verurteilt worden. Er soll insgesamt 20 Mal je 50 Hiebe bekommen.
Der 30-Jährige ist Gründer der Internetseite "Liberal Saudi Network" und Träger des Preises "Reporter ohne Grenzen 2014". Auf der Website kritisierte er vor allem die saudi-arabische Religionspolizei. Reporter ohne Grenzen protestierte im Fall Badawi gegen eine "inhumane, völkerrechtswidrige Verurteilung" und startete eine Petition an König Abdullah. Darin wird der Monarch aufgefordert, Badawi zu begnadigen. Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International verlangt Badawis Freilassung. Auch die USA schalteten sich ein, um die Aufhebung des Urteils der 1.000 Peitschenhiebe zu erwirken.
Kritik von den Grünen
Anlässlich der Auspeitschung hielten die Grünen in Wien vor dem "König Abdullah Bin Abdulaziz Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog" (KAICIID) eine Mahnwache ab.
Die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Tanja Windbüchler, forderte eine "klare und deutliche Stellungnahme zur Auspeitschung" von Außenminister Sebastian Kurz. "Es ist gelinde gesagt absurd, wenn das saudische Abdullah Zentrum anlässlich jüngster Ereignisse in Paris konstatiert, dass es 'keine Gewalt im Namen der Religion geben dürfe', aber gleichzeitig heute in Saudi Arabien ein Blogger für das Eintreten für freie Meinungsäußerung ausgepeitscht wird. Was ist das, wenn nicht Gewalt im Namen der Religion?" kritisierte Windbüchler.
Von der österreichischen Regierung forderten beide gemeinsam die Aufkündigung der Verträge mit dem KAICIID. "Die Grünen weisen seit drei Jahren darauf hin, dass die Regierung uns in die unhaltbare Situation gebracht hat, dass ausgerechnet ein Regime wie das saudische, das Meinungs- und Religionsfreiheit im eigenen Land mit Füßen tritt, in Österreich mit viel Geld sich als 'Dialogstifter' darstellt." (APA, 9.1.2015)