Es ist nicht schön, was der neue Dortmunder "Tatort: Hydra" zu erzählen hat - ganz und gar nicht. Denn es geht hier nicht nur um irgendeine Tat im Affekt, um Eifersucht, Habgier oder andere in Mord und Totschlag mündende niedere Instinkte.

Das Mordopfer hier war Anführer der hiesigen Neonaziszene. Und er hat (vermutlich: unter anderem) den Mann einer Frau auf dem Gewissen, die von seinen Kameraden mit beängstigender Linientreue nur als "die Jüdin" bezeichnet wird.

Foto: ORF/ARD/Thomas Kost

Autor Jürgen Werner und Regisseurin Nicole Weegmann zeigen zwar auch Einzelschicksale. Vor allem aber erzählen sie, wie eine menschenverachtende Bewegung selbstbewusst und im vollen Bewusstsein ihrer demokratischen Rechte als Parallelgesellschaft existiert – und dabei für die Exekutive kaum angreifbar ist.

Foto: ORF/ARD/Thomas Kost

Auch argumentativ schlagen sich die braunen Kameraden gut, denn: Was heißt schon Nazi? Man will doch nur das Beste für sein Land – und wer wollte das nicht?! Während Ermittler Kossik in Schwierigkeiten gerät, weil sein Bruder zum harten Kern der Neonazis gehört, wird seine Ex-Freundin und Kollegin Nora Dalay überfallen. Sie hat den Mund zu weit aufgemacht.

Foto: ORF/ARD/Thomas Kost

Die Folge frustriert, denn sie lässt absolut keinen Zweifel an ihrer Botschaft: Nationalsozialistisches Denken ist Teil der Gesellschaft. Ein Teil, dem argumentativ wie rechtlich oft nur sehr schwer beizukommen ist in einem Umfeld, das viel auf seine Meinungsfreiheit hält.

Foto: ORF/ARD/Thomas Kost

Gekämpft muss dieser Kampf trotzdem werden, das zeigt Aylin Tezel, die als Nora Dalay gar nicht auf die Idee kommt, aufzugeben. Oder Jörg Hartmann, der als Kommissar Faber einfach seine Spielchen mit den Rechten treibt. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 12.1.2015)

Foto: ORF/ARD/Thomas Kost

"Wenn zum Beispiel die Ludwigshafener in dieser Angelegenheit ermittelt hätten, wäre schnell eine bräsige Geschichte daraus geworden, unterlegt mit Fragen aus dem Floskelkabinett", findet Holger Gertz in der "Süddeutschen Zeitung". "Die Dortmunder bleiben realistischer, sie antworten mit Härte auf die Härte der Welt."

Christian Buß zieht im "Spiegel", trotz einiger Kritikpunkte, das Fazit: "So tief ist schon lange kein TV-Krimi mehr durch den braunen Sumpf gewatet. Angesichts der traurigen Lage werden wohl weitere Filme zum Thema folgen müssen."

Foto: ORF/ARD/Thomas Kost