Das Polaroid Selfie mit nach vorne gedrehter Kamera.

Foto: Phandroid

Das Oppo N1 (Kamera auf Rückseite gedreht).

Foto: derStandard.at/Pichler

Der Name Polaroid klingt vor allem bei Liebhabern der analogen Fotografie wohlig im Ohr. Mit Sofortbildkameras könnte das Unternehmen einst Kamera-Artisten für sich begeistern, der Sprung ins digitale Zeitalter verlief für die bekannte Firma jedoch holprig. 2001 gründete man sich nach einer Insolvenz neu und stand 2008 erneut vor dem Bankrott.

Neben Digitalkameras will man die eigene Traditionsmarke auch im Smartphone-Geschäft etablieren. Zu diesem Zweck lizenzierte man den Namen Polaroid an einen Dritthersteller, der Geräte mit Fokus auf Kamera-Funktionen produzieren sollte. Diese präsentierte man kürzlich in Las Vegas auf der CES – und schlitterte damit in einen Eklat.

Klon-Alarm

Zum vorgestellten Sortiment gehört unter anderem das "Polaroid Selfie".1 Das Handy wartet mit einer hochauflösenden Kamera nebst Dual-LED-Blitz auf, die mit einem Scharnier befestigt ist. Dieses ermöglicht es, sie sowohl für normale Fotos, als auch für Selfies zu nutzen. Ein Feature, das auf den ersten Blick spannend wirkt.

Doch die Sache hat einen wichtigen Haken: Der Hersteller des Gerätes hat sich offenkundig am chinesischen Smartphone-Erzeuger Oppo bedient. Dieser hatte ein Telefon mit eben jener Funktion bereits 2013 unter dem Modellnamen N1 in exakt diesem Design veröffentlicht.

Vergleich

Dass das Äußere des Geräts praktisch 1:1 übernommen wurde, wird etwa im Vergleich zwischen einem Hands-on-Video von Phandroid mit Bildern aus dem WebStandard-Test des N1 ersichtlich. Mit dem N3 hat das eigenwillige Android-Phablet mittlerweile einen Nachfolger erhalten.

Phandroid

Oppo schreitet ein

Der Umstand des kopierten Äußeren war den Verantwortlichen bei Polaroid offensichtlich bis dahin nicht aufgefallen. Sehr wohl bemerkt wurde dies aber von den Redakteuren anwesender Techmedien und auf Hinweis eines US-Redakteurs auch von Oppo selbst, die ebenfalls vor Ort waren und einen Vertreter des Unternehmens an den Polaroid-Stand schickten.

Dieser machte Polaroid auf das Problem aufmerksam und drohte mit rechtlichen Konsequenzen, schildert Mobile Geeks den Vorfall. In kurzer Zeit entfernte man schließlich das "Selfie" vom eigenen Stand und anderen Plätzen, an denen es ausgestellt war. Obwohl das Gerät zuerst als Highlight angepriesen worden sein soll, hieß es von Polaroid dem Bericht zufolge im Nachhinein, es wäre nur ein beliebiger Prototyp gewesen, den man von einem chinesischen Produzenten zugekauft habe.

Offizielles Design nicht lizenziert

Oppo hat sich mitterweile gegenüber Phandroid geäußert, betont, sein Design bislang an niemanden lizenziert zu haben und bekräftigt erneut die Möglichkeit rechtlicher Schritte. Dass das Polaroid Selfie in dieser Form auf den Markt kommt, ist nicht anzunehmen. (Georg Pichler, derStandard.at, 12.01.2015)