Nach dem mutmaßlichen Angriff auf Rechner und Website der Entwickler, muss Kim Jong-uns Einhorn zurück in den Stall.

Foto: Glorious Leader
Foto: Glorious Leader
Foto: Glorious Leader

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Un ist bei Künstlern derzeit ein gefragtes Ziel für Satire. Zuletzt war es der Film "The Interview", der den Lenker der isolierten asiatischen Diktatur auf die Schaufel nahm und die Geschichte eines Anschlags auf sein Leben in Form einer Action-Komödie erzählt. Umfassende Bekanntheit erlangte die Produktion aber vor allem durch einen verheerenden und mutmaßlich als Vergeltung für den Film durchgeführten Cyberangriff auf das verantwortliche Filmstudio Sony Pictures, das nun praktisch seine komplette IT-Infrastruktur neu aufbauen muss.

Auf dem Delphin gegen die Navy

Auch so mancher Spieleentwickler hat sich Kim Jong-Un als Motiv auserkoren. Zuletzt das Indiestudio Moneyhorse Games. Dort bastelte man an einem 16-Bit-Jump-and-Run namens "Glorious Leader", in dem man in der Rolle des Diktators gegen die gesamte US-Armee antritt. Dessen Entwicklung nebst zugehöriger Kickstarter-Kampagne wurde nun eingestellt – angeblich wegen Hackerangriffen.

Zu Fuß, am Einhornrücken, auf einer Rakete sitzend oder auf einem Delphin durch das Wasser zischend hätte es gegen Soldaten, Panzer und Hubschrauber gehen sollen. Allerlei Seitenhiebe, etwa hinsichtlich des freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Kim Jong-un und dem ehemaligen NBA-Star Dennis Rodman, wären in den sieben Levels nicht ausgeblieben. Ausgestattet mit "göttlichen Kräften" wäre zur Not auch der Geist des verstorbenen Kim Jong-il beschwörbar gewesen.

Entwickler von PCs und Website ausgesperrt

Nun ist die Entwicklerseite nicht erreichbar und die Kickstarter-Kampagne eingestellt. Sie stand zuletzt bei rund 17.000 Dollar und war damit noch ein gutes Stück vom angestrebten Zielbetrag von 55.000 entfernt. "Am Wochenende wurden wir Opfer eines Hacks, inspiriert von der Attacke auf Sony", gab Moneyhorse Games vor wenigen Tagen bekannt.

Die Hacker hätten Daten zerstört, die zu "Glorious Leader" und auch anderen Projekten gehört hätten und sie außerdem von zwei ihrer eigenen Rechner und ihrer Website "ausgesperrt". Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass man wegen des Nordkorea-Jump-and-Runs angegriffen worden sei.

Fehler

Allerdings gestehen die Entwickler auch eigene Fehler sein, insbesondere bei der Definierung des Zielbetrags und der Gegenleistungen für die Investitionen der Spieler. Aufgrund des Hacks habe man sich nicht um den Kickstarter kümmern können.

Da mittlerweile absehbar sei, dass man das Investitionsziel nicht mehr erreichen werde, werde das Crowdfunding abgebrochen. Man werde nun das eigene Commitment zum Projekt neu bewerten müssen. Damit liegt Kims Feldzug gegen den imperialistischen Feind zumindest vorerst auf Eis. (gpi, 12.01.2015)