Egal ob Mambo, Tango oder Cha-Cha-Cha: Die Damen des Berliner "Clubs der Lebensfreude" wagen in der ZDF-Reportage mit Disziplin und Willenskraft den "Hüftschwung bis zum Schluss".

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Wien - Samstagnachmittag im Seniorenheim: Frau Schmidt und ihre Kolleginnen wollen für Unterhaltung sorgen. Geschminkt, im Paillettenkleid und mit Steppschuhen klappern die Damen durch die Gänge. Die Gäste bringen sich mit Rollator und Rollstuhl in Stellung. Es könnte eine fade Veranstaltung werden.

Nicht bei Frau Schmidt. "Hopp, hopp, hopp, hopp!", ruft sie in der Doku "Hüftschwung bis zum Schluss" aus der ZDF-Sendereihe "37 Grad", Dienstag, 22.25 Uhr, im Probenraum den 15 Mitgliedern des Clubs der Lebensfrohen zu. Mit Geduld und Willenskraft leitet die 73-Jährige Berbé Schmidt die Stunden. Disziplin verlangt sie von allen. Zweimal pro Woche wirbeln die Frauen durch den Probensaal, weder künstliche Hüfte noch Herzschrittmacher können sie aufhalten. Einige sind älter als 80 Jahre.

Tanzen helfe, das Alter "etwas hinauszuzögern", sagt Barbara mit roten Wangen, noch erhitzt vom feurigen Tanz mit den Kastagnetten. Ihre Karriere als Harfenspielerin hat sie für die Familie aufgegeben, nicht ohne mit dem Schicksal zu hadern. Beim Tanzen denke sie "an gar nichts", die Choreografie verlange volle Aufmerksamkeit. Sie erlebt das als heilsam.

Partner aus Pappmaché

Zum Tango haben sie sich ihre Tanzpartner aus Pappmaché gebastelt, denn die meisten sind Witwen und betreiben das Tanzen als sinnstiftendes Hobby.

Mit ironischem Geschick setzen Marion Hütter und Claudia Laszcak diese Symbole positiver Lebensführung in Szene, und sie schaffen es, dass die bewegungsfreudigen Ladys nie peinlich wirken. Die Performances werden mit biografischen Geschichten verwoben. Der Auseinandersetzung mit dem Tod wird viel Raum gewährt.

Seit 21 Jahren ist die Sendereihe "37 Grad" für das ZDF das, was der "Schauplatz" im ORF ist. Investigative Reportagen wechseln mit Sozialgeschichten und solchen über die Exotik der Nähe ab. Sorgfalt und Kreativität haben sie gemein - und permanenten Sparzwang: Zwischen 11.000 und 13.000 Euro bekommen die ZDF-Reporter laut zeit.de für 30 Minuten. Oft geht monatelange Recherche voran.

Höhepunkt der Tänzerinnen ist die große Gala: Fünf Stücke sind zu absolvieren. Die Kostüme sind entzückend, alles geht gut. Ein bisschen verrückt müsse jeder sein, wenn man das macht", sagt Jutta: "Im Alter verrückt zu sein - das ist doch schön."

"Musik ab!", ruft Berbé und: "Bäuche einziehen!" (Doris Priesching, DER STANDARD, 13.1.2015)