Bild nicht mehr verfügbar.

Die NSA unterwandert weltweit kritische Infrastrukturen, wie aus geheimen Unterlagen hervorgeht, die Whistleblower Edward Snowden ans Tageslicht gebracht hat.

Foto: Sascha Schuerman/dapd

Ein Vorfall im österreichischen Stromnetz im Jahr 2013 hat heimische Stromanbieter in Alarmbereitschaft versetzt. Mehrere Messpunkte hatten sich überraschend abgeschaltet. Diese spielen für die Kontrolle des sensiblen Stromnetzes eine wichtige Rolle. Ein mutwilliger Angriff konnte im ersten Moment nicht ausgeschlossen werden. In einer aktuellen ARD-Dokumentation mit Edward Snowden warnt Walter Boltz, Vorstand der E-Control: Vor einem breiten Angriff wären österreichische Stromnetze nicht sicher.

Deutsches BSI meldete Vorfall

Auf den Zwischenfall war auch das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam geworden. Er ist im aktuellen IT-Sicherheitsbericht unter "Vorfälle im Bereich kritischer Infrastrukturen" dokumentiert. Tatsächlich handelte es sich damals nicht um einen Cyberangriff. Ein verirrter Steuerbefehl eines deutschen Gasversorgers hatte die heimischen Steuerungsrechner überlastet und zur Abschaltung der Messpunkte geführt. Dass es sich nicht um einen Angriff handelte, war aber mehrere Stunden lang unklar.

Gefahr durch stärkere Vernetzung

Für die österreichischen Stromversorger sei das ein Weckruf gewesen, sagt Boltz. Der Vorfall habe gezeigt, dass die stärkere europäische Vernetzung auch europäische Sicherheitskonzepte verlange. Beim Know-how gebe es in Europa jedoch einen Nachholbedarf. Würde etwa der US-Geheimdienst NSA Stromnetze angreifen, wären diese nicht ohne weiteres zu schützen.

Black Budget

Die NSA hat weltweit kritische Infrastrukturen im Visier. Das geht aus einem geheimen Dokument über Budgetplan der US-Geheimdienste hervor, das der ARD vorliegt. Im sogenannten Black Budget sei die Rede vom "Ausbau der Übernahme von Systemsteuerungen, um Informationen und technische Daten zu erhalten". Dazu würden unter anderem "Öl- und Gasleitungen und Transportsysteme sowie Systemsteuerungen von Elektrizitätswerken" zählen.

"Sie infiltrieren Universitäten, Krankenhäuser, Internetknotenpunkte, die kritische Infrastruktur, auf die wir alle auf der Welt angewiesen sind", sagt Edward Snowden im Interview. Wenn hierbei etwas schiefgehe, etwa lebenserhaltende Maschinen eines Krankenhauses beschädigt werden, könne das Menschenleben kosten.

Großes Risiko

Das Risiko, dass es in Zukunft zu gezielten Attacken auf das Stromnetz kommt, hält Boltz für sehr groß. Damit müsse man rechnen. Im schlimmsten Fall könne es zu einem Ausfall, einem totalen Blackout, kommen. Als Konsequenz aus dem Vorfall wird nun die Einführung eines eigenen Energie-Certs angedacht, das in solchen Fällen die Aktionen der Stromnetzbetreiber koordiniert. (br, derStandard.at, 15.1.2015)