Die VW-Gruppe und die Telekom Austria haben mit der Dibox eine österreichische Connected-Car-Lösung vorgestellt.

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Das System bringt Echtzeitdaten vom Auto auf das Smartphone.

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Nach den Smartphones ist das Internet der Dinge der nächste große Schritt zu einer Vernetzung des alltäglichen Lebens. In den nächsten Jahren erwarten uns dazu einige Innovationen, eine davon wurde am Mittwoch gemeinsam von der Porsche Holding und der Telekom Austria auf der Vienna Autoshow präsentiert. Mit der Dibox, einer Connected-Car-Lösung der VW-Gruppe, wandern Fahrzeugdaten bald in Echtzeit auf das Smartphone und sollen so die Sicherheit und den Komfort von Autofahrern erhöhen.

Bald alle Fahrzeuge vernetzt

Alain Favey, Sprecher der Porsche Holding, und Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter sind sich einig, dass in wenigen Jahren alle Fahrzeuge mit dem Internet vernetzt sein werden. "Es gibt riesige Datenmengen im Auto", so Favey. "Die Frage ist, wie man sie in sinnvolle Informationen verwandelt." Mit der Dibox präsentiert man nun einen ersten Vorstoß in dieses Gebiet. Ametsreiter, der mit der Telekom Austria die Infrastruktur für die Internetverbindung der Dibox bereitstellt, zeigt sich zuversichtlich, dass Connected-Car-Lösungen für Kunden, Industrie und Händler gleichermaßen interessant sind.

Auslesen von Fahrzeugdaten

Das System, das auch als Nachrüstlösung für Gebrauchtwagen angeboten wird, wird an der Innenseite der Windschutzscheibe befestigt und kommuniziert über das Internet mit Android-Smartphones und iPhones. Die schwarze Box überprüft dabei verschiedenste Fahrzeugdaten und kann dank GPS-Modul auch den Aufenthaltsort des Fahrzeugs ermitteln.

Informationslieferant

Mit der Smartphone-App kann direkt überprüft werden, ob das Fahrzeug abgeschlossen, die Scheinwerfer abgeschaltet und die Fenster nach oben gekurbelt wurden. Auch die Tankanzeige kann vom Smartphone aus eingesehen werden. Eine Steuerung des Fahrzeugs – etwa vom Wohnzimmer aus die Fenster abschließen oder das Auto absperren – ist jedoch nicht möglich. Die Dibox dient lediglich als Lieferant der Informationen, einschreiten muss der Nutzer selbst.

Fahrzeugortung

Über den eingebauten GPS-Chip kann die Smartphone-App, die auch mit Android Wear zusammenarbeitet, die Position des Fahrzeuges darstellen und erleichtert damit die Suche nach dem Parkplatz – solange man sein Auto im Freien abgestellt hat. Auch an den Diebstahlschutz wurde gedacht. Denn das System erkennt, falls sich das Auto ohne Smartphone in der Nähe fortbewegt. Der Nutzer erhält dann direkt eine Benachrichtigung auf sein Gerät.

Ranking und Trophäen

Während dem Autofahren protokolliert die Dibox außerdem Daten wie zurückgelegte Kilometer, Benzinverbrauch und selbst triviale Informationen wie die Anzahl der Bremsungen oder die Verwendung des Blinkers. Über eine Internetplattform können sich Nutzer anhand dieser Statistiken untereinander in Ranglisten messen und sogar virtuelle Trophäen für ihr Fahrverhalten ergattern. Als möglicher Einsatzzweck dieser Ranglisten in Unternehmen wurden Belohnungen für besonders spritsparende Fahrer genannt.

Jahresabo

Für die Nutzung dieser Grundfunktionen – Funktionserweiterungen sind geplant – ist ein Abo notwendig, das jährlich 49 Euro kostet. Damit ist unter anderem auch die EU-weite Internetverbindung, für die man eine Partnerschaft mit der Telekom Austria eingegangen ist, abgedeckt. Mit dem Fahrtenbuch ist zum Start außerdem eine Premiumfunktion erhältlich, die vor allem auf den Unternehmenseinsatz abzielt.

Fahrtenbuch

Das Gerät protokolliert im Fahrtenbuch, das im Abo 20 Euro monatlich kostet, alle Autofahrten und stellt diese in Google Maps dar. Wird eine Fahrt anschließend als Dienstfahrt deklariert, kann direkt am Smartphone der Zweck der Fahrt angegeben werden. Das Fahrtenbuch erfüllt damit laut Hersteller die Voraussetzungen, um vom Finanzamt als offizielles Fahrtenbuch akzeptiert zu werden.

Lösungen für KMU und Flottenkunden

Geplant sind auch Lösungen für Klein- und Mittelbetriebe und Flottenkunden. Dabei werden die Daten in die Flottenmanagementsysteme eingespielt. Fuhrparkmanager von unterschiedlichsten Unternehmen und Verbänden – etwa Rettung, Feuerwehr oder auch Wachdienstfirmen – erhalten in Echtzeit Informationen über die Position der Fahrzeuge oder fällige Servicetermine.

Datenschutz

Das System des österreichischen Unternehmens AMV Networks, das hinter der Dibox steht, ist nach Unternehmensangaben das einzige Telematiksystem in der Automobilindustrie, das mit dem Datenschutzsiegel European Privacy Seal zertifiziert ist. Jede Funktion arbeitet nur mit ausdrücklicher Einwilligung des Nutzers und die Datenübermittlung kann über ein Online-Portal eingesehen werden.

Ab April erhältlich

Beim Neukauf von ausgewählten VW- und Audi-Modellen kann die Dibox bereits jetzt bestellt werden, für Gebrauchtwagen wird eine Nachrüstung ab April möglich sein. Seat und Skoda sollen im zweiten Halbjahr folgen. Die Dibox wird an den CAN-Bus im Fahrzeug angeschlossen und lässt sich auch für bis zu acht Jahre alte Modelle nachrüsten.

Preis

Die DiBbox wird um 299 Euro erhältlich sein. Der Einbau, der von VW-Fachwerkstätten durchgeführt wird, kostet 100 Euro. Das Gerät wird vorerst nur in Österreich erhältlich sein, eine Ausweitung auf den europäischen Markt ist möglich.

Google und Apple "keine Konkurrenz"

Google und Apple, die mit Android Auto beziehungsweise Carplay bereits in Fahrzeugcockpits vordringen, sieht AMV Networks nicht als Konkurrenz. Den Technologiegiganten geht es zumindest vorerst vor allem um die Nutzung der Smartphone-Funktionen im Auto, Fahrzeugdaten spielen eine untergeordnete Rolle. Auch Microsoft hat mit Windows in the Car bereits seine eigene Lösung vorgestellt. (Martin Wendel, derStandard.at, 14.1.2015)