"Gerade aus Sicht der Kinder ist es wichtig, dass die eigene Familienform akzeptiert wird", sagt Ulli Zöchbauer von "Famos – Familien andersrum". Sie zeigt sich "hocherfreut", dass der Verfassungsgerichtshof das Verbot des gemeinsamen Adoptionsrechts für gleichgeschlechtliche Paare gekippt hat. Es sei jedoch traurig, dass Gesellschaftspolitik immer über Gerichte passieren muss, betont sie. Sie wünscht sich mehr Initiative und nicht nur Reaktion vonseiten der Gesetzgebung: "Durch den gerichtlichen Weg geht wertvolle Zeit verloren."

Gleichgeschlechtliche Paare berichten Famos zwar von vereinzelten Vorfällen, sagt Zöchbauer, "doch im Großen und Ganzen ist es den Menschen egal, in welcher Partnerschaft die Eltern leben, solange es den Kindern gutgeht." Die größten Konflikte entstünden immer noch durch die Angst vor dem Unbekannten.

Aufklärungsarbeit in Schulen

Deshalb findet es Zöchbauer wichtig, dass es verstärkt Aufklärungsarbeit in Kindergärten, Schulen und für alle gibt, die mit Kindern arbeiten: "Denn natürlich taucht die Frage auf, warum Kinder zwei Mamas oder Papas haben."

Eingetragene Partnerschaft und Diskriminierungsschutz reparieren

"Damit wird eine unserer letzten großen Forderungen erfüllt", sagt Hosi-Obmann Christian Högl am Mittwoch. Durch das Urteil des Verfassungsgerichtshof erwartet er sich jedoch auch Widerstände, denn Erfolge können Abwehr auslösen: "Für viele Menschen ist der Gedanken, dass ein Kind bei zwei Männern aufwächst, ungewöhnlich. Nicht weil sie homophob sind, sondern weil das Rollenbild noch sehr traditionell ist." Je selbstverständlicher man selbst damit umgehe, umso einfacher mache man es den Menschen rundherum, ist Högl überzeugt.

Der Hosi-Obmann erwartet sich, dass das Urteil auch in anderen Bereichen Verbesserungen für Schwule und Lesben beschleunigt. Bei der Reparatur der eingetragenen Partnerschaften oder des Diskriminierungsschutzes gebe es weiterhin Versäumnisse. "So einen Vorfall wie im Prückel dürfte es einfach nicht geben", sagt er zu dem Fall eines lesbischen Paares, das nach einem Kuss des Kaffeehauses verwiesen wurde. (Julia Schilly/DER STANDARD, 15.1.2015)