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Schloss Elmau in Oberbayern wird im Juni den G-7-Gipfel beherbergen. Zwei Tage später geht 25 Kilometer davon entfernt in Telfs die Bilderberg-Konferenz los. Die Polizei wird ein Großaufgebot stellen.

Foto: Reuters / Rehle

Lageplan des G-7-Treffens und der Bilderberg-Konferenz.

Innsbruck/München - An der Wettersteinkante im Grenzgebiet zwischen Bayern und Tirol kommt so mancher Wanderer ins Schwärmen. Der Ausblick reicht bis zum Schloss Elmau. Die freie Sicht auf die Luxushotelanlage ist aber auch ein Sicherheitsrisiko, denn am 7. und 8. Juni wird hier der G-7-Gipfel stattfinden. Nur zwei Tage später beginnt etwa 25 Kilometer entfernt auf heimischer Seite im Interalpenhotel Tyrol bei Telfs die viertägige Bilderberg-Konferenz mit einem internationalen Who-is-who aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien, Industrie und Militär. Seit einem Jahr bereitet das Innenministerium für diese Juniwoche den größten Polizeieinsatz des Jahres mit mindestens 2000 Einsatzkräften vor.

Für die Sicherung des G-7-Gipfels ist zwar die deutsche Polizei zuständig, doch die Schutzzone geht weit über die 3,5 Kilometer bis zur österreichischen Grenze hinaus. Allein für die Flugverbotszone wurde ein Umkreis von 30 nautischen Meilen (rund 48 Kilometer) festgesetzt. Auch Paragleiter und Drachenflieger müssen einen Bogen um die rote Zone machen. Solange sich die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, den USA, Japan, Großbritannien, Frankreich, Italien und Kanada sowie die bis zu 8000 Delegationsteilnehmer und 5000 Journalisten in der Gegend aufhalten, wird es auch auf Tiroler Straßen Checkpoints geben.

Randalierer-Hopping

Da mit größeren Demonstrationen gegen den G-7-Gipfel zu rechnen sei, wurde mit der deutschen Polizei ein Gesamteinsatzkonzept erarbeitet, erläutert Robert Strondl, der Leiter der Abteilung Einsatzangelegenheiten im Innenministerium. Man rechne durchaus mit bis zu 30.000 Demonstranten. Wie viele "Störer" darunter sein und wie viele über Österreich anreisen werden, sei schwer abzuschätzen. Vermutlich wird Deutschland vorübergehend wieder Grenzkontrollen durchführen. In den vergangenen Jahren gab es bei den Treffen der G 7 immer wieder schwere Ausschreitungen mit Verletzten. Deswegen sind in das Sicherheitskonzept auch Krankenhäuser eingebunden. Was die Tiroler Polizei befürchtet, ist Randalierer-Hopping - vom staatlichen Gipfel zum privaten Bilderberg-Treffen. "Wir werden aber alles tun, um die Veranstaltung in Telfs und etwaige Kundgebungen sicher über die Bühne zu bringen", sagt der Tiroler Landespolizeidirektor Helmut Tomac. Derzeit gebe es kein konkretes Bedrohungsszenario.

Die informellen Bilderberg-Meetings – benannt nach dem Hotel de Bilderberg in Oosterbeek in den Niederlanden, wo 1954 die erste Konferenz stattfand – sind beliebte Feindbilder von Verschwörungstheoretikern. Einflussreiche Menschen teilen sich im Geheimen die Welt auf, lautet, vereinfacht gesagt, der Vorwurf.

Faymann und Merkel Ex-Teilnehmer

Die Netzwerkkonferenz ist nicht geheim, Gespräche und Vorträge werden aber vertraulich behandelt. Die Teilnehmerliste reicht von Politikern (auch Kanzler Werner Faymann und seine deutsche Amtskollegin Angela Merkel waren schon zu Gast) über Wirtschaftsmagnaten bis hin zu Wissenschaftern. Derzeitiger Vorsitzender ist Henri de Castries, Chef des Axa-Versicherungskonzerns.

Berechnen wird die Polizei für den Bilderberg-Einsatz nichts. "Weil es keine gewinnorientierte Veranstaltung ist", sagt Einsatzleiter Strondl. Und "weil es um das Image Österreichs geht". (Michael Simoner, DER STANDARD, 15.1.2015)