Wien - Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, lautet eine Redewendung. Wer heuer mit Investmentfonds sein Geld vermehren möchte, tut allerdings gut daran, seine Aktivitäten noch besser abzuwägen: "Das Risiko ist heuer höher als in den Vorjahren", warnte Gerold Permoser, Veranlagungschef der Erste Sparinvest (Espa) am Mittwoch in einer Pressekonferenz. "Man wird verdienen können, aber es kommt noch mehr auf die Taktik an."

Dabei sind die Risiken weitgehend bekannt, die sich negativ auf die Finanzmärkte auswirken könnten: Russlandkrise, Ölpreis, Griechenland und dessen potenzielles Ausscheiden aus der Eurozone, Stichwort "Grexit". Die Forderung des deutschen Ökonomen Hans-Werner Sinn, der den Ausstieg Griechenlands aus dem Bund der Euroländer fordert, kann Bankexperte Permoser allerdings nicht nachvollziehen.

Die "Grexit"-Komponente

Werde Alexis Tsipras vom Linksbündnis Syriza Ministerpräsident, werde er keine Alleinregierung stellen können und Beweglichkeit in verschiedenen Positionen zeigen müssen. Ein Austritt zum jetzigen Zeitpunkt würde bedeuten, dass das Land in eine Abwertungssituation kommt und substanziellen Wohlstandsverlust in Kauf nehmen müsse. Griechenland brauche zudem Geld für seinen Schuldendienst, das man letztlich wieder postwendend zurückbekomme. Es bestehe daher auch aufseiten der Gläubiger kein Grund, den Stecker zu ziehen.

Soll sich das Anlegerrisiko heuer auszahlen, kommt es dem Erste-Manager zufolge aufs richtige Timing für die Ein- und Ausstiege in die Finanzmärkte an. Und dieses werde vor allem von den Entscheidungen der Notenbanken Fed (USA), EZB (Europa) oder Bank of Japan abhängig sein, weiters von Wirtschaftsdaten und Stimmungsindikatoren. Es werden jedenfalls mehr Aktivitäten bei den Veranlagungen notwendig sein. Generell sollte die in den vergangenen Jahren gesehene Erholungsphase von Aktien aber weitergehen.

Anlegern wird empfohlen, sich eher breit und diversifiziert aufzustellen. Besonders attraktiv werden US-, chinesische und indische Aktien eingestuft. In diesen Regionen wird das stärkste und dynamischste Gewinnwachstum erwartet. Als nicht attraktiv werden dagegen aufgrund des schwachen wirtschaftlichen Umfelds Aktien der Euroländer gesehen.

Die Luft für Anleger wird zwar dünner, doch haben diese im Vorjahr kräftig zugelangt: Das Fondsvolumen der österreichischen Kapitalanlagegesellschaften stieg 2014 um 8,6 Prozent auf 157,8 Milliarden Euro und liegt damit nur noch knapp unter dem bisherigen Allzeithoch von 167 Mrd. Euro aus dem Jahr 2006. (kat, DER STANDARD, 15.1.2015)