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Amazons Umsatz wächst und wächst, dabei ist der Anbieter nicht überall am günstigsten.

Foto: AP/Franklin

Amazon ist mit Abstand der größte Onlinehändler der Welt – und erhöht weiter den Umsatz. Allein in der Weihnachtssaison 2014 stieg die Anzahl der Bestellungen im Vergleich zum Vorjahr um rund 20 Prozent, erklärten Analysten. Neben dem Komfort der Onlinebestellung und einer relativ großen Auswahl an Waren ist auch die Preispolitik des Onlinehändlers ein Grund für dessen Popularität, schreibt "Lifehacker". Allerdings zeigt nun eine unabhängige Studie der Firma Boomerang, dass Amazons Preise durchschnittlich im oberen Preissegment angesiedelt sind.

Raffinierte Preisstrategien

Woher kommt diese Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Realität? Laut "Re:code" nutzt Amazon einige ausgeklügelte Taktiken, um den Eindruck eines Billiganbieters zu erzeugen: Der Onlinehändler misst exakt, welche Waren momentan an Beliebtheit gewinnen – und senkt dann sofort ihre Preise. So sind die meistverkauften Artikel in den einzelnen Produktkategorien laut der Boomerang-Studie durchwegs niedriger als bei anderen Anbietern. Amazon senkt die Preise jedoch nicht, um den Verkauf der Waren anzukurbeln, sondern weil der Konzern weiß, dass ohnehin viele Personen diese Waren kaufen – und diese Masse sich dann denkt, bei Amazon ein Schnäppchen gemacht zu haben.

Bei Zubehör wird abgecasht

Die günstigen Preise bei Topprodukten sind also kein Kaufanreiz, sondern ein Marketingtrick. Im Gegenzug erhöht Amazon dann etwa die Preise für Zubehör, beispielsweise bei HDMI-Kabeln. Klar: Wer sich einen Fernseher um mehrere hundert Euro kauft, wird im selben Atemzug nicht auf die Bestellung passender Kabel verzichten, nur weil diese ein bisschen teurer sind als bei der Konkurrenz. Amazon gleicht so aber Verluste aus.

Je beliebter, desto günstiger

Boomerang fand diese Taktik beispielsweise bei Routern: Während die bei Amazon beliebtesten Produkte im Schnitt um 20 Prozent billiger waren als beim US-Händler Walmart (der als Vergleich herangezogen wurde), drehte sich dieser Wert schnell auf einen 30-prozentigen Preisanstieg bei weniger beliebten Geräten. "Amazon führt allein in der Weihnachtssaison rund zehn Milliarden Preisänderungen durch", sagt Boomerang-CEO Guru Hariharan, der früher selbst bei Amazon tätig war.

Flexible Preispolitik gefragt

Er möchte mit seinem Start-up nun andere Onlinehändler beraten, die selbst durch Algorithmen und Marktbeobachtungen eine flexiblere Preispolitik erreichen wollen. So werden im Einzelhandel Preisänderungen meist lange geplant, im Schnitt finden gröbere Änderungen alle drei Monate statt. Konsumentenschützer raten jedenfalls, immer Preise zu vergleichen – selbst wenn man das Gefühl hat, bei einem Anbieter sei alles günstiger. (fsc, derStandard.at, 15.1.2015)