Wien - Der Klimawandel kommt Österreich teuer. Wird nicht gegengesteuert, wird er bis 2050 Schäden in einer Höhe von bis zu 8,8 Milliarden Euro jährlich verursachen. Dies errechnete eine Studie, in der erstmals die wirtschaftlichen Folgen der Erderwärmung für Österreich bezifferte. Kommen extreme Wetterereignisse noch hinzu - wie etwa außergewöhnliche Hochwasser oder besonders lange Dürreperioden - können diese Kosten weiter ansteigen.

Es sei deshalb an der Zeit, Anpassungsinvestitionen zu tätigen, mit denen die Folgen des Klimawandelsabgemildert werden, erläuterte Karl Steininger von der Universität Graz. Steininger leitete die Studie "Coin" ("Cost of Inaction: Assessing the Costs of Climate Change for Austria"). Nach seinen Berechnungen können die Maximalkosten von 8,8 Milliarden Euro durch Anpassungsmaßnahmen auf jährlich 3,8 bis fünf Milliarden Euro gesenkt werden.

Klimafonds-Geschäftsführer Ingmar Höbarth strich hervor, dass die Kostenannahmen in der Studie konservativ getroffen wurden. "Das sind keine Horrorszenarien, sondern sehr vorsichtige Prognosen", sagte er. Schon jetzt seien die Kosten der immer höheren Temperaturen in Österreich mit etwa einer Milliarde Euro hoch.

Laut Studie sind alle Wirtschaftsbereiche vom Klimawandel betroffen, jedoch gibt es einige Branchen, die besonders exponiert sind. Diese gelte es, bei den notwendigen Umstrukturierunen zu unterstützen, erläuterte Umweltminister Andrä Rupprechter (VP) bei der Präsentation der Studie.

Die wichtigsten leidtragenden Branchen:

  • Tourismus Der Wintertourismus wird in vielen Lagen Österreichs kürzer oder gar nicht mehr in der bekannten Form stattfinden können. Der Verlust von einer Million Nächtigungen im Winter droht. Die Betriebe müssen Alternativangebote zum Skifahren entwickeln, denn auch der Einsatz von Schneekanonen stößt an Grenzen.
  • Forstwirtschaft Borkenkäfer und andere Schädlinge können sich leichter ausbreiten. Dies bedingt eine höhere Anfälligkeit des Waldes und eine Schwächung seiner Schutzfunktion. Schon jetzt muss begonnen werden, Baumbestände zu schaffen, die mit dem Klima in 100 Jahren gut zurechtkommen.
  • Elektrizitätswirtschaft Aufgrund der höheren Temperaturen kommt es zu neue Nachfragespitzen. Etwa im Sommer, wenn für Gebäudekühlung Elektrizität benötigt wird. Die Bedienung dieser Nachfrage ist problematisch, da die Flüsse im Sommer für die Kraftwerke zu wenig Wasser führen können.
  • Landwirtschaft Unter häufigeren Dürren leidet die Produktivität der Branche. Es kommt zu Biodiversitätsverlusten. Auf der Positivseite steht, dass der Landwirtschaft wegen der gestiegenen Temperaturen längere Vegetationsperioden ins Haus stehen. Mehr Bewässerung wird notwendig.
  • Wassersysteme Verschiedenste Teile der österreichischen Infrastruktur in Österreich benötigen Anpassungsinvestitionen. So sind städtische Abflusssysteme von starken, plötzlichen Regenfällen häufig überfordert, es kommt zu Überschwemmungen. Laut Studie braucht es Investitionen von mindestens 170 Mio. Euro bis 2050. (ruz, DER STANDARD, 15.1.2015)