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US-Außenminister John Kerry griff sich kurz an den Kopf, als er am 15. Oktober 2014 in Wien-Schwechat aus seiner Maschine stieg. Kurz zuvor hatte der österreichische Bundeskanzler eine bilaterale Zusammenkunft mit ihm abgesagt.

Foto: REUTERS/Carolyn Kaster

Wien – Es war eine der vielen Iran-Verhandlungsrunden in Wien. Der iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif war in der Stadt, die damalige EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton und US-Chefdiplomat John Kerry.

Im Palais Coburg in der Innenstadt wollten sie sich hinter verschlossenen Türen mit dem umstrittenen Atomprogramm Teherans auseinandersetzen. Daneben hatte sich für die hiesigen Außenpolitiker die Gelegenheit ergeben, das zuletzt wegen des Österreich-Besuches des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Frühsommer einigermaßen eingetrübte amerikanisch-österreichische Verhältnis aufzupolieren.

Ein Termin mit Bundeskanzler Werner Faymann und Außenminister Sebastian Kurz war bereits angesetzt. Nachdem Kerry am späten Vormittag des 15. Oktober des Vorjahres mit seiner Airforce-Maschine in Schwechat gelandet und in die Stadt gefahren war, sollte das Dreiergespräch im Bundeskanzleramt stattfinden. Das Kanzleramt selbst hatte sich darum bemüht, als es erfahren hatte, dass John Kerry dem Außenamt seine Bereitschaft zu einem bilateralen Treffen signalisiert hatte.

Statt drei ...

Zustande kam die Dreierzusammenkunft schließlich dennoch nicht, weil sich Faymann die Sache im letzten Moment anders überlegt hatte. Wie der Standard im State Department erfuhr, ließ sich der Bundeskanzler entschuldigen. Außenminister Kurz musste zum Flughafen fahren, seinen Amtskollegen abholen und bekam seinen Gesprächstermin daraufhin im Auto bei der halbstündigen Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt.

... nur zwei

Über den Grund der Absage des Kanzlers gibt es einige Spekulationen: "Wahrscheinlich wollte Faymann sich nicht nach dem Treffen von der Presse darüber befragen lassen, ob er denn dem US-Außenminister ordentlich seine Meinung zu TTIP gegeigt hat", mutmaßt eine mit der Sache vertraute Person. Gegen das Transatlantische Freihandelsabkommen (Trade and Investment Partnership, TTIP) läuft derzeit eine großangelegte Kampagne in der Krone.

Kanzler-Sprecher Matthias Euler-Rolle erklärt die Sachlage hingegen so: "Es stimmt, es hat Gespräche über das Treffen gegeben. Aufgrund des sehr dichten Kalenders des US-Außenministers wäre das Treffen aber nur sehr kurz, etwa eine Viertelstunde lang, gewesen. Das wäre eine bessere Fotomöglichkeit gewesen. Deswegen sind beide Seiten übereingekommen, beim nächsten Mal ein ausführliches Arbeitsgespräch zu führen." Konkret geplant sei dieses nächste Mal aber noch nicht. Eine Viertelstunde gilt als eine eher übliche Zeitspanne für Gespräche mit dem US-Außenminister.

Faymann war zuletzt in Kritik geraten, weil er es vorzog, in Wien der Opfer der Attentate von Paris zu gedenken, statt sich in die französische Hauptstadt zu verfügen und dort mit Dutzenden anderen Staats- und Regierungschefs an einer Großdemo teilzunehmen. 2011 sagte Faymann ein geplantes Treffen mit dem polnischen Präsidenten Bronislaw Komorowski ab, weil er mit seiner Tochter auf Urlaub fuhr. 2013 fand er beim Wien-Besuch des eben angelobten tschechischen Präsidenten Miloš Zeman keine Zeit für den Gast. (Christoph Prantner, DER STANDARD, 15.1.2015)