Wien - ÖVP-Frauenchefin Dorothea Schittenhelm stellt sich wieder einmal ein wenig quer zur Parteilinie: Derzeit würde sie einem Gesetz, mit dem homosexuelle Paare das Adoptionsrecht bekommen, nicht zustimmen. Gegenüber der "Presse" schloss sie aber nicht aus, dass man sie vielleicht noch überzeugen kann, der vom Verfassungsgerichtshof gebotenen Änderung zuzustimmen.

Die ÖVP-Spitze und -Minister haben das am Donnerstag verkündete Höchstgerichts-Erkenntnis, dass das Verbot der Fremdkindadoption verfassungswidrig ist, bisher ausnahmslos akzeptiert und eine Umsetzung zugesichert. Nicht so die ÖVP-Frauenchefin und Nationalratsabgeordnete Schittenhelm: "Zum jetzigen Zeitpunkt sage ich Nein. Weil ich der Auffassung bin, das Kind und das Kindeswohl steht im Mittelpunkt." "Vielleicht" aber könne man sie im - derzeit unter dem Motto "Evolutionsprozess" laufenden - parteiinternen Diskurs noch umstimmen.

Eine Gesetzesänderung ist allerdings auch nicht unbedingt nötig. Nach Ablauf der vom VfGH gesetzten Reparaturfrist Ende des Jahres können Homosexuelle nicht nur die Kinder des Partners, sondern auch Dritter adoptieren. Ohne Neuregelung wäre es dann nicht einmal nötig, dass es sich um Eingetragene oder Ehepartner handelt. Nach der jetzigen Bestimmung müssen Heterosexuelle verheiratet sein, um ein Kind adoptieren zu können. (APA, 15.1.2015)