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Der Katholik Carlos Celdran wurde nach einer Protestaktion in der Kathedrale von Manila im Jahr 2010 wegen "Verletzung religiöser Gefühle" verurteilt.

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Großer Andrang am Straßenrand beim Besuch von Papst Franziskus in der philippinische Hauptstadt Manila.

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Papst Franziskus und der philippinische Präsident Benigno Aquino III.

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Unter den Hunderttausenden, die am Freitag oft stundenlang am Straßenrand in Manila ausharrten, um einen Blick auf Papst Franziskus zu erhaschen, wird einer wohl nicht gewesen sein: Carlos Celdran. Der 42-jährige Künstler, Satiriker und Aktivist ist einer der wenigen, die öffentlich Kritik an der katholischen Kirche auf den Philippinen üben. Nach einem Vorfall vor drei Jahren droht ihm auch eine Gefängnisstrafe aufgrund der Verletzung religiöser Gefühle.

Aber der Reihe nach: Im September 2010 fand in der Kathedrale von Manila eine Veranstaltung statt, bei der höchste katholische Würdenträger, aber auch Nichtkatholiken anwesend waren. Anlass war das zweijährige Bestehen einer Aktion, bei der Bibeln zu geringen Kosten an Arme ausgegeben werden. Der Künstler Celdran nutzte diese Gelegenheit, um gegen die damalige Position der katholischen Kirche zu einem Gesundheitsgesetz zu protestieren. In dunklem Anzug und weißem Hemd und mit einem großen schwarzen Zylinder auf dem Kopf – in Anlehnung an den philippinischen Autor und Nationalhelden José Rizal – forderte Celdran bei der Jubiläumsfeier in der Kirche lautstark, die katholische Kirche solle sich nicht länger in die Politik des Landes einmischen.

Starker kirchlicher Einfluss auf Politik

Die auf den Philippinen äußerst einflussreiche katholische Kirche machte zu dieser Zeit gegen das sogenannte Reproduktionsgesetz Stimmung. Dieses sah den einfacheren Zugang zu Verhütungsmitteln, Empfängnisverhütung, Sexualerziehung und die Verbesserung der Gesundheit von Müttern vor.

Die Philippinen sind aufgrund ihrer Geschichte als spanische Kolonie stark katholisch geprägt, mehr als 80 Prozent der 100 Millionen Einwohner sind Katholiken, und die Kirche übt trotz einer offiziellen Trennung von Kirche und Staat starken Einfluss auf Politik und öffentliches Leben aus.

Armut und Bevölkerungswachstum sind zwei der drängendsten Probleme des Landes, denen auch mit dem neuen Gesundheitsgesetz beizukommen versucht wurde. Das Gesetz wurde trotz der massiven Opposition der Kirche Ende 2012 beschlossen. Allerdings konnte es erst im April 2014 in Kraft treten, nachdem das Höchstgericht das Gesetz für verfassungsmäßig erklärt hatte.

"Scheinheilig, frauenfeindlich und armenfeindlich"

Celdran wurde bei seiner Protestaktion in der Kathedrale von der Polizei abgeführt. Es folgte eine Anklage wegen "Verletzung religiöser Gefühle". 2013 wurde er zu einer mehrmonatigen Haftstrafe verurteilt, seither kämpft er gegen das nicht rechtskräftige Urteil. "Die Haltung der Kirche gegen Empfängnisverhütung ist scheinheilig, frauenfeindlich und armenfeindlich", sagte Celdran der Deutschen Presse-Agentur kurz vor dem Besuch von Papst Franziskus in Manila. "Ich kämpfe gegen die Gefängnisstrafe, damit hier kein Präzedenzfall geschaffen wird und andere, die sich für eine Sache einsetzen, auch eingekerkert werden."

Celdran, der auf der renommierten Rhode Island School of Design studierte und nach seinem Abschluss einige Jahre in New York lebte, setzt sich in seinem Blog und auf Facebook und Twitter für einen besseren Zugang zu Verhütungsmitteln und für Gesetzesinitiativen in dieser Richtung ein. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich mit Stadtrundgängen unter dem Motto "Walk this Way".

Vergeudeter Einfluss der Kirche

Vom Papst, der bis Montag im Land bleiben sollte - seinen Besuch aber mittlerweile aufgrund von Schlechtwetter verkürzt hat - erwartet sich Celdran nicht besonders viel: "Wenn der Papst unsere Kirchenleute zu so einem simplen Aufruf bringen kann wie: 'Philippiner, schmeißt nicht alles achtlos auf die Straßen' oder 'Bewahrt eure Kinder vor all dem ungesunden Essen', dann könnte das bahnbrechend sein. Aber sie vergeuden ihren Einfluss", sagte er zur dpa.

Obwohl Franziskus bei seinem Besuch Korruption und soziale Ungleichheit thematisierte, betonte er gleichzeitig den Wert der Familie. Diese müsse geschützt werden, wie auch der Respekt für die Würde ungeborenen Lebens, sagte er bei seiner Predigt in Manila.

Celdran hat 82.000 Anhänger auf Facebook und dort den Papst dazu aufgerufen, sich für die Abschaffung des Paragrafen 133 einzusetzen, der zu seiner Verurteilung führte. Vor dem Menschenauflauf zum Papstbesuch flüchtet er, obwohl er Franziskus mag, wie er versichert. "Ich bin zwar ein schlechter Katholik, aber immer noch Katholik." (APA, mka, 16.1.2015)