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Das Vorjahr verlief durchwachsen für die Photovoltaik: Weniger Anlagen wurden errichtet, die Besteuerung des Eigenverbrauchs heiß diskutiert. Bis 2020 soll der Sonnenstrom Marktreife erlangen.

Foto: dpa / Armin Weigel

Wer vorhatte, sich heuer eine Photovoltaikgroßanlage (mit mehr als fünf Kilowattpeak) zuzulegen, saß mit ziemlicher Sicherheit am 7. Jänner um 17 Uhr vor dem Computer: Ab diesem Zeitpunkt konnten nämlich bei der OeMag, der Abwicklungsstelle für Ökostrom AG, Förderanträge eingebracht werden. 4500 Tickets wurden innerhalb der ersten Stunden gezogen. "Viel entspannter" sei der Prozess heuer abgelaufen, findet Magnus Brunner, Vorstand der OeMag: Im Vorjahr kam es zu Systemüberlastungen, weil von so manchen Antragstellern angesichts des Zeitdrucks automatisierte Anmeldehilfen eingesetzt wurden. Heuer war man vorbereitet: Schon im Vorfeld wurde festgelegt, dass die Verwendung solcher "Robots" zum Ausschluss des Antrags führt.

Acht Millionen Euro abzuholen

Mit den Tickets wurde die Reihung der Anträge festgelegt. Eine Woche hatten Ticketinhaber Zeit, ihren Antrag zu vervollständigen. Derzeit werden die Einreichungen gesichtet, in "ein bis zwei Wochen" Förderzusagen gemacht. Acht Millionen Euro stehen heuer für die Laufzeit von 13 Jahren zur Verfügung. Eine Neuerung: Innerhalb von drei Monaten muss eine Bestätigung geschickt werden, "aus der hervorgeht, dass auch wirklich gebaut wird", so Brunner. Von den 1300 Photovoltaikanlagen, die im Vorjahr eine Förderzusage erhielten, wurden viele nämlich gar nicht gebaut (und die Förderung deshalb nicht abgeholt). Weil die Wartelisten mit Jahresende verfallen, schauten manche durch die Finger.

Der Bundesverband Photovoltaic Austria bezeichnet das Vorjahr allgemein als "dramatisch", das Ergebnis als "durchwachsen": Etwa 120 bis 140 Megawattpeak seien neu installiert worden - was nicht nur unter dem Wert des Rekordjahres 2013 lag (263 MWp; damals wurden aber dank einer Sonderregelung Wartelistenplätze von 2012 abgebaut), sondern auch weit unter dem, was laut Energiebloggerin und Solarenergieberaterin Cornelia Daniel-Gruber eigentlich möglich wäre: "Vielen ist gar nicht bewusst, auf welchem Zwergenniveau wir uns befinden", sagt Daniel-Gruber. Ein gesundes Marktpotenzial liege hierzulande zwischen 300 und 350 Megawattpeak pro Jahr. Sie vermisst Anreize für Wachstum: Der Wille aus der Politik für einen großen Wurf fehle, bürokratische Hürden seien groß.

Verunsicherung

Einer der Hauptgründe für das "durchwachsene" Vorjahresergebnis: 2014 wurde die Sonnensteuer wiederentdeckt, die eine Besteuerung des Eigenverbrauchs von selbsterzeugtem Sonnenstrom festlegte. "Das hat viele Leute verunsichert", sagt Hans Kronberger, Präsident des Bundesverbandes. Am Ende wurde zwar eine Freigrenze von 25.000 Kilowattstunden definiert, "doch das Vertrauen war nachhaltig erschüttert". Beim Klima- und Energiefonds blieb deshalb Geld für Anlagen unter fünf Kilowattpeak liegen. "Die Zahl der Anträge war stark reduziert - und das konnten wir dann nicht mehr aufholen", so Kronberger.

Dabei hat sich in den vergangenen Jahren viel Positives getan im Solarbereich: Die Netzparität wurde erreicht - Solarstrom kostet also mittlerweile genauso viel oder weniger als Strom aus dem Netz. Außerdem wurde 2013 die magische Grenze von einem Prozent beim Anteil am Gesamtstromaufkommen erreicht.

Eine neue Ära

"Ein Überschreiten der Zweihundertergrenze" erwartet Kronberger für 2015. Langfristiges Ziel: "Bis 2020 völlige Marktreife zu erlangen" - also ohne Förderungen auszukommen. Für Daniel-Gruber ist dies gar der Beginn einer neuen Ära, die nicht mehr primär von der Politik abhängig ist, sondern bürgergetrieben. "Es gibt viele Leute da draußen, die basteln und daran arbeiten, die Systeme zu optimieren", sagt Kronberger.

Auch Anlagen, die durch Bürgerbeteiligung finanziert werden, gibt es mittlerweile zuhauf - darunter sowohl kleine Anlagen auf den Dächern von Kindergärten und Schulen als auch Großprojekte von Wien Energie. "Diese Bürgerbeteiligungen sind Willensbekundungen, und sie leisten wichtige Aufklärungsarbeit", sagt Kronberger. Vielen Interessenten gehe es um eine gewisse Unabhängigkeit, die mit der Photovoltaik greifbar ist. Und manchen gehe es gar um mehr: "Aus Licht elektrischen Strom zu erzeugen: Das ist eine der faszinierendsten Techniken, die es gibt - und für viele ein intellektuelles Erlebnis." (Franziska Zoidl, DER STANDARD, 17.1.2015)