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Skistar Lindsey Vonn hat Annemarie Moser-Pröll eingeholt.

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Natürlich lässt sich das Phänomen Lindsey Caroline Vonn auch in Zahlen beschreiben, wenn auch nur unzureichend. Und die 62, die Zahl der von ihr bis gestern gefeierten Siege im Skiweltcup, die sie in der Rekordliste gleichstellt mit Annemarie Moser-Pröll, ist nicht die aussagekräftigste. Schließlich folgt heute in Cortina d'Ampezzo der Abfahrt ein Super-G, den Vonn ganz locker gewinnen kann.

Zahlen, die Vonn, geborene Kildow, 30 Jahre alt und aus Saint Paul, US-Bundesstaat Minnesota, eher beschreiben: rund eine Million Sympathisanten auf Facebook, 343.000 Follower auf Twitter, gut 2,5 Millionen Euro Jahresverdienst. Die Olympiasiegerin, zweimalige Weltmeisterin und viermalige Weltcupgesamtsiegerin, auch wegen ihres angenehmen Äußeren Werbeträgerin für Under Armour, Head, Red Bull, Oakley und Rolex, die Freundin von Golfsuperstar Tiger Woods, eröffnete dem weiblichen Skisport, ja dem weiblichen Sport überhaupt, unter großem öffentlichkeitswirksamem Einsatz eine neue Dimension.

Die beste Skisportlerin, sagt Vonn, wollte sie schon als Kind werden. Aber vor allem ihr Vater Alan wollte das. Wegen Lindseys Talent zog die Familie - Mutter Lindy Lund, Vater, fünf Kinder - nach Vail, Colorado. Die Scheidung der Eltern, der Bruch mit Vater Alan wegen ihrer Beziehung mit dem Ex-Skirennläufer Thomas Vonn und diverse Verletzungen konnten sie nicht stoppen. Anfang Dezember 2003 feierte Lindsey Kildow in der Abfahrt zu Lake Louise ihren ersten Weltcupsieg.

Ab der Saison 2007/08 gewann sie als Lindsey Vonn unter anderem Olympisches Abfahrtsgold 2010 in Vancouver. Doch die Ehe scheiterte, wurde im Jänner 2013 geschieden. Kurz davor hatte die Rennläuferin, die wegen ihrer Überlegenheit in den Speeddisziplinen recht werbewirksam mit einem Start bei den Herren spekulierte, in einem Interview mit dem Magazin People von jahrelangen Depressionen berichtet. Es folgten sportliche Katastrophen. Kreuzbandriss bei der WM in Schladming 2013, neuerlicher Kreuzbandriss im Training, Absage für Olympia.

Im verwichenen November gelang Vonn, die winters zwischen ihren Einsatzorten, ihrer Basis Sölden und dem Red-Bull-Trainingszentrum in Thalgau pendelt, der Comebacksieg. "Mein Körper ist stark, aber alt", sagte sie vor Saisonbeginn. Ein Ende dieser durch Zahlen nur unzureichend zu beschreibenden Karriere ist dennoch nicht abzusehen. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 19.1.2015)