Istanbul - In der größtenteils von Kurden bewohnten Stadt Idil im Südosten der Türkei haben Demonstranten am Sonntag nach Augenzeugenberichten schon zum dritten Mal binnen weniger Tage das Wohnhaus eines der letzten Christen im Ort angegriffen.

Wie Augenzeugen in Idil der Nachrichtenagentur AFP berichteten, zertrümmerten die Angreifer zahlreiche Fenster an dem Gebäude, in dem auch der "Verein der Aramäer von Idil" seine Räume hat. Der Anschlag habe sich am Rande einer Demonstration von Anhängern der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) ereignet, sagten die Zeugen, die namentlich nicht genannt werden wollten.

Polizeibeamte hätten nicht eingegriffen, hieß es weiter. Die Polizei in Idil wollte den Angriff auf Anfrage nicht bestätigen. Nach Angaben des Gebäudebesitzers Robert Tutus, der aramäischer Christ und deutscher Staatsbürger ist, war es der zwölfte Anschlag auf sein Haus in einem Jahr. Tutus hatte gerade die Fenster ersetzt, die beim letzten Anschlag vor einer Woche zu Bruch gegangen waren. Bei anderen Anschlägen waren auch Brandsätze geflogen; vor einigen Monaten geriet das mehrstöckige Mietshaus dabei in Brand.

Tutus ist einer der letzten aramäischen Christen der Stadt, die bis vor 50 Jahren ausschließlich von Christen bewohnt war und heute überwiegend von Kurden besiedelt ist. Er war nach der Ermordung seines Vaters in den 90er Jahren nach Deutschland geflohen, vor einigen Jahren aber nach Südostanatolien zurückgekehrt. Tutus vermutet, dass er durch die Gewalttaten aus Idil vertrieben werden soll.

Die Angriffe auf sein Haus ereignen sich nach Zeugenberichten stets am Rande von Demonstrationen von PKK-Anhängern zu verschiedenen Anlässen, aus denen sich Gruppen von Gewalttätern lösen, um das Haus des Christen anzugreifen. Die PKK kämpfte jahrzehntelang für einen Kurden-Staat im Osten der Türkei. (APA, 18.1.2015)