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Menschen mit Essstörungen laufen Gefahr, es beim Sport zu übertreiben.

Foto: dpa-Zentralbild/Britta Pedersen

Etwa 40 Prozent der Menschen mit einer Essstörung zeigen ein ungesundes Sport-Verhalten: übermäßig intensiv, zwanghaft oder nur mit dem Ziel der Gewichtsabnahme - bis hin zu einer "Sportsucht". In einer Studie mit etwa 60 Probandinnen und Probanden wird nun der Effekt einer begleitenden Sporttherapie untersucht.

Gesunden Umgang lernen

Während des dreimonatigen Programms sollen die Teilnehmer einen gesunden Umgang mit Sport lernen. Zusätzlich zur Wirksamkeit der Sporttherapie untersuchen die Experten des Universitätsklinikums Freiburg, anhand von Bewegungssensoren Zusammenhänge zwischen sportlicher Aktivität, Essverhalten und Stimmung.

"Patienten mit Magersucht oder Bulimie bewegen sich oft in einer Art und Weise, mit der sie sich selbst schaden und bei der der sonst positive Einfluss von Sport völlig verloren geht", sagt Zeeck. Darum wird den Patienten meist geraten, komplett auf Sport zu verzichten. Das in der Studie geprüfte Sporttherapie-Programm hat hingegen einen anderen Ansatz.

"Das angenehme Erleben des eigenen Körpers, Spaß mit Anderen und an der Bewegung oder die förderliche Wirkung auf die Stimmung sind Dinge, die für Menschen mit einer Essstörung sehr hilfreich sein können", sagt Zeeck. "Darum wollen wir den Betroffenen Sport im Rahmen ihrer Therapie ermöglichen und so das bestehende Bedürfnis in eine gesunde Bahn lenken. Diesen Effekt konnten wir in einer Pilotphase der Studie bereits sehen", so die Medizinerin.

Gute Erfahrungen sammeln

Die Probanden nehmen über drei Monate an insgesamt 13 Einheiten von jeweils zwei Stunden teil. Ziel ist es, das eigene Sportverhalten und Belastungsgrenzen zu reflektieren, um dann in angeleiteten Sportangeboten positive Erfahrungen zu sammeln.

Teilnehmen können Menschen mit einer Anorexia nervosa oder Bulimia nervosa mit einem Body-Mass-Index (BMI) zwischen 16 und 25. Ausgeschlossen sind unter anderem Personen mit gravierenden körperlichen Erkrankungen und Leistungssportler. Die sporttherapeutische Gruppe ist als ein ergänzendes Angebot zu einer ambulanten Psychotherapie gedacht.

In der Studie werden zusätzlich Zusammenhänge zwischen Sporttreiben, Essverhalten und der Stimmung untersucht. Die Probanden tragen dafür eine Woche lang Bewegungssensoren und dokumentieren ihre Stimmung, Körpererleben, bulimische Impulse sowie einen möglichen Schlankheitsdruck und Motive zum Sporttreiben.

Ergebnis einer ersten Pilotstudie: Das Phänomen der ungesunden sportlichen Aktivität begünstigt die Entstehung einer Essstörung. Betroffene weisen häufig einen höheren Schweregrad, längere stationäre Behandlungsverläufe sowie hohe Rückfallquoten auf. "Sporttherapeutische Programme zur Reduzierung dysfunktionaler Einstellungen und ungesunder Umgangsweisen mit sportlicher Aktivität sollten in den klinischen Kontext integriert werden", heißt es von den Wissenschaftern. (red, derStandard.at, 9.2.2015)