Wien/Ljubljana/Ottawa - Der österreichisch-slowenisch-kanadische Unternehmer und frühere Formel-1-Rennstall-Besitzer Walter Wolf ist "vor Kurzem" im Zusammenhang mit der Patria-Schmiergeld-Affäre in Kanada verhaftet worden. Das teilte sein Wiener Anwalt, Markus Singer, am Dienstag per Aussendung mit. Grundlage sei ein seit Jahren bestehender, bisher aber nie exekutierter Haftbefehl eines slowenischen Gerichts.

Singer kritisierte, dass Wolf trotz seines kritischen Gesundheitszustandes verhaftet worden sei. Dabei habe ihm ein Kardiologe Haftunfähigkeit bescheinigt. Laut dem Anwalt wird beantragt, dass Wolf im Falle einer Auslieferung durch Kanada nach Österreich überstellt wird.

Walter Wolf sei überzeugt, dass dieser slowenische Haftbefehl "politisch motiviert" und die "sogenannte Patria-Affäre" nur "der Vorwand" sei, so Anwalt Singer. "Offenbar waren den - nach Meinung von Walter Wolf absolut kommunistischen - Rechtsstrukturen in Slowenien, sein anti-kommunistischer Kampf und unermüdlicher Einsatz gegen faschistische Tendenzen zu viel."

Wolf, der den in den vergangenen Jahren abgewickelten Patria-Prozessen aus gesundheitlichen Gründen fernbleiben konnte, sehe sich "als Politikopfer und absolut unschuldig". Singer: "Er hat in der Patria-Affäre niemanden bestochen und vermittelte nur gepanzerte Fahrzeuge, keine Waffen, gleichermaßen vermittelte er nur zwischen den Geschäftspartnern."

278 Millionen Schmiergeld

Der slowenische Patria-Korruptionsprozess rund um den Kauf von finnischen Panzern war im Juni 2013 zu Ende gegangen. Der prominentesten Angeklagten, Sloweniens Ex-Premier Janez Jansa, wurde im Zusammenhang mit Schmiergeldzahlungen bei dem 278 Millionen Euro teuren Deal mit dem finnischen Rüstungskonzern Patria, der 2006 während seiner ersten Amtszeit als Regierungschef geschlossen wurde, zu zwei Jahren Haft verurteilt.

Dem Ex-Regierungschef wurde vorgeworfen, das Versprechen eines finanziellen Vorteils angenommen zu haben, um im Gegenzug Patria beim Ausschreibungsverfahren für die Panzerbeschaffung zum Zuschlag zu verhelfen. Der heute 76-jährige Wolf war als Mittelsmann ebenfalls angeklagt. Den Verhandlungen blieb er aus Gesundheitsgründen fern. Das Kreisgericht in Ljubljana erließ daraufhin 2013 einen Haftbefehl.

Im Wiener Patria-Prozess war 2013 der Rüstungslobbyist Hans-Wolfgang Riedl wegen Schmiergeldzahlungen und Steuerbetrugs zu drei Jahren Haft verurteilt worden, davon ein Jahr unbedingt. Wolf war der Bildung einer kriminellen Vereinigung mit Riedl angeklagt gewesen.

Walter Wolf wurde 1939 als Sohn eines Deutschen und einer slowenischen Mutter in Graz geboren. Er verbrachte Teile seiner Kindheit in Maribor und spricht auch Slowenisch. 1960 wanderte er nach Kanada aus, wo er im Ölgeschäft ein Vermögen machte. Mitte der 1970er-Jahre wurde er mit seinem Formel-1-Team "Walter Wolf Racing" international bekannt. 1977 belegte der Südafrikaner Jody Scheckter mit einem Wolf-Boliden in der Weltmeisterschaft hinter Niki Lauda den zweiten Platz. (APA, 20.1.2015)