Foto: Lukas Friesenbichler

Pro
Von Christoph Prantner

Achtung, ein Bekenntnis! Bei mir ist es so: Das Fleisch wär' willig. Aber der Geist, der ist schwach. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als eine Mankini-Figur an sommerlichen Schwimmbeckenrändern auszuführen (Borat, bitte googeln). Er denkt, es sei nichts reizvoller, als sich zu räkeln wie der barberinische Faun (auch googeln). Aber der nihilistische Kompagnon weiß natürlich auch, dass das Wesen einer Diät, die - theoretisch - zu einer so verlockenden Erscheinung führen könnte, ihr eigener Abbruch ist.

Wer Diät sagt, muss auch Fressattacke sagen. Wer im Trockendock liegt, wiegt ein, zwei, drei Dispensachterl schon in der Hand (hier jetzt bitte gurgeln). Melodramatisch angelegte Charaktere würden die Lage so zusammenfassen: Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen. Wozu sich also um Reduktion bemühen, wenn die Diät de facto bereits beendet ist, bevor sie überhaupt angefangen hat? Deshalb: "Low effort" ist das neue "low carb". Abbruch ist Aufbruch. Nix wollen macht auch schlank. Innerlich.

Kontra
Von Andrea Schurian

Ja, ja. Jo-Jo. Danke, schon gehört. Aber wozu mit Semmelkuren, Kohlsuppen oder brotlosem Eiweißfutter anfangen, wenn man's nicht bis zum verdünnten Ende aushält? Wer waagt, gewinnt - niedrigere Cholesterin- und Blutdruckwerte, höhere Lebenserwartung. Freilich gibt es auch ein Dasein ohne Körpergewichtsmessungen. In der Südsee beispielsweise gilt Beleibtheit als Merkmal für Wohlstand, Würde und Schönheit. Eh super. Hierzulande ist üppiges Hüftgold aber leider kein gutes Zeichen, sondern vielmehr untrügliches Indiz für mangelnde Konsequenz, hemmungslose Völlerei, genusssüchtige Charakterschwäche.

Diät hingegen: zielorientierte Willensstärke - und am Ende Traumfigur. Sicher: Essen macht glücklich, aber Kasteien macht dünner. Wer je Schmalhans Küchenmeister sein ließ, weiß aber auch: In der Nullkalorienzone schmelzen die guten Vorsätze oft schneller als die Kilos. Deshalb gibt's für die Figurverbesserer als Sättigungsbeilage Diät-Durchhalte-Apps. Gratis. Auch für dünne Brieftaschen. (Rondo, DER STANDARD, 23.1.2015)