Wien – Die ersten Zusammenstöße zum Akademikerball sind schon zu vemelden, diesmal unter Journalisten: Organisationen von und für Medienleute geraten an der Frage auseinander, welche Presseausweise nun den Titel und die erhoffte Wirkung wirklich verdienen. Die Auseinandersetzung wird auch mit dem Vorwurf geführt, manche suchten mit ihren Presseausweisen vor allem Geschäft zu machen.

Metternich pur

Damit fing es an: Der Österreichische Journalisten Club (ÖJC) übt im Vorfeld des Akademikerballs Kritik an der Polizei, sieht die freie Berichterstattung gefährdet und schreibt von "Zensur" und "Metternich pur".

Was stört den Club? Journalisten mit einem ÖJC-Ausweis erhielten keine Akkreditierung, sehr wohl aber solche mit den Ausweisen des von Journalistengewerkschaft und Zeitungsverband getragenen Kuratoriums für Presseausweise. Unter ihnen suche die Polizei aus, wer vom Akademikerball unter Polizeischutz berichten dürfe. ÖJC-Präsident Fred Thurnheim sprach deshalb am Mittwoch von einem "Verstoß gegen die Pressefreiheit".

Polizei "im guten Glauben"

Bei der Wiener Polizei versteht man die Aufregung nicht. Aufgrund der Ereignisse im Vorjahr habe man wegen der Akkreditierungen für den Platzverbotbereich "im guten Glauben" Kontakt zu offiziellen Journalisteneinrichtungen gesucht und sei von den Sozialpartnern auf das Kuratorium für Presseausweise verwiesen worden.

Klar sei aber, dass auch Journalisten mit Dienstausweisen oder Bestätigungen von Medienhäusern Zugang erhalten sollen. Ziel sei es jedenfalls, dass sich nur echte Journalisten in der Platzverbotszone aufhalten. "Die Letztentscheidung über die Akkreditierungen treffen wir. Das läuft alles ganz transparent, wir haben nichts zu verbergen", so die Wiener Polizei zur APA.

"Geschäftemacherei"

Das Kuratorium für Presseausweise begrüßte das Vorgehen der Wiener Landespolizeidirektion. "Journalistenclubs haben mit ihrer freihändigen und ungeprüften Vergabe von sogenannten Presseausweisen auch an branchenfremde Personen nicht nur eine Entwertung dieses Arbeitsinstrumentes verschuldet, sondern auch eine Geschäftemacherei auf Kosten eines ganzen Berufsstandes betrieben", so das Kuratorium. (red, APA, derStandard.at, 21.1.2015)