Berlin/Athen/Frankfurt – Griechenland hat von der Europäischen Zentralbank (EZB) und seinen Europartnern mehr Entgegenkommen gefordert und hält andernfalls selbst ein Ausscheiden aus der Eurozone für nicht ganz ausgeschlossen. Finanzminister Gikas Hardouvelis forderte die EZB am Donnerstag im deutschen "Handelsblatt" auf, Griechenland bei dem erwarteten riesigen Anleihenkaufprogramm (Quantitative Easing) nicht auszulassen.

"Kein anderes Land braucht Quantitative Easing so sehr wie Griechenland", sagte er. Griechenland sollte davon nicht nur nicht ausgeschlossen werden, die Geldpolitik solle gerade den nationalen Zentralbanken, die mit Problemen kämpfen, "mehr freie Kredite" erlauben.

Größte Deflation

Der Minister warnte die EZB davor, die griechische Wahl am Wochenende Einfluss auf ihr QE-Programm nehmen zu lassen. "Die Wahl sollte separat behandelt werden. Der Fokus muss auf der Preisentwicklung liegen. Griechenland sei als das Land mit der größten Deflation im Euroraum, der höchsten Verschuldung und den wohl höchsten Zinsen im Inland wohl der ideale Empfänger des Anleihenkaufprogramms.

Flexibilität bei Haushaltszielen

Angesichts der angespannten Finanzlage und negativer Einflüsse auf die Wirtschaftsentwicklung durch die politischen Unsicherheiten forderte Hardouvelis mehr Entgegenkommen. "Ich glaube, es ist wichtig, dass die Europäer ein wenig flexibel sind bei den griechischen Haushaltszielen für 2015." Zudem sollte die Troika aus Internationalem Währungsfonds, EZB und EU-Kommission die Obergrenze für kurzfristige Kreditaufnahmen am Markt, die sogenannten T-Bills, anheben. Was die Schuldenlast für sein Land angehe, könnte man die Laufzeiten verlängern und die Kredite mit variablen Zinsen in Festzinskredite umwandeln.

Grexit unwahrscheinlich

Hardouvelis warnte die Europartner vor einer zu harten Haltung gegenüber Griechenland. "Wenn sie die griechischen Probleme und Geldnöte nicht mehr verstehen wollen und Griechenland alleine dasteht, kann das die Gefahr eines Grexit erhöhen", sagte er. Er halte aber die Wahrscheinlichkeit für ein Ausscheiden aus der Eurozone für sehr gering. Der Gedanke, die Eurozone könne einen Ausstieg Griechenlands langfristig leicht verkraften, nannte er absurd.

Ein Schuldenschnitt würde die Finanzlage des Landes nur wenig verbessern und wäre wohl auch politisch unmöglich, sagte Hardouvelis. Er drängte auf einen schnellen Abschluss des laufenden Rettungsprogramms und der vorgelagerten Prüfungen. Dabei gehe es kurzfristig um 7,2 Milliarden Euro für Griechenland. (APA, 22.1.2015)