In einem Jahr soll "Pegasus" ins All fliegen.

Foto: FH Wiener Neustadt

Wien - Ein österreichischer Satellit soll ab Jänner 2016 die oberen Schichten der Erdatmosphäre erforschen: Der zehn mal zehn mal 20 Zentimeter kleine, rund zwei Kilo schwere "Pegasus" ist Teil eines 50 Kleinsatelliten umfassenden Netzwerks im Rahmen des Projekts QB50. Entwicklung und Bau des am Mittwoch in Wien präsentierten Geräts erfolgen in Österreich unter starker Beteiligung von Studenten.

"Pegasus" ist nicht der erste österreichische Satellit: 2013 wurden mit "Tugsat-1" und "UniBrite" zwei Satelliten gestartet, die Sterne beobachten. Sie umkreisen die Erde in rund 800 Kilometer Höhe.

Hintergrund

Die würfelförmigen Kleinsatelliten des Projekts QB50 sollen im Jänner 2016 mit einer Rakete vom Typ Cyclone-4 von Brasilien aus der Reihe nach in einer niedrigen Erdumlaufbahn von 350 bis 380 Kilometern Höhe ausgesetzt werden, um die Thermosphäre zu erforschen.

Derzeit ist noch relativ wenig über diesen Teil der Erdatmosphäre bekannt, der sich von etwa 80 bis 600 Kilometer Höhe erstreckt, erklärte Carsten Scharlemann, Leiter des Masterstudiengangs Aerospace Engineering der Fachhochschule (FH) Wiener Neustadt und "Pegasus"-Projektleiter. Grund dafür sei, dass bisher nur wenige Satelliten in diese Höhe geflogen sind, da die Reibung der Lufthülle jede Sonde nach wenigen Monaten zum Absturz bringt.

Interessant ist die Thermosphäre, weil sie das globale Wetter beeinflusst. Von ihrer Erforschung erwarten sich die Wissenschafter ein besseres Verständnis der Vorgänge, dadurch längerfristige Wettervorhersagen und auch Erkenntnisse über die Erderwärmung. Das Kleinsatelliten-Netzwerk bietet den Vorteil, gleichzeitig Daten von vielen Messpunkten zu erhalten.

Forschungsziel und Lebensdauer

Für die 50 Kleinsatelliten des QB50-Projekts geht Scharlemann von einer Lebenszeit von drei bis neun Monaten aus, "je nachdem, in welche Höhe uns die Rakete tatsächlich bringt". Weil der Austro-Satellit zusätzlich zur Standardausstattung einen an der FH Wiener Neustadt entwickelten gepulsten Plasmaantrieb an Bord hat, der erstmals im Weltraum getestet wird, hofft Scharlemann auf eine um zehn bis 20 Prozent längere Lebenszeit von "Pegasus".

Jeder der 50 Satelliten wird jeweils eines von drei Instrumenten nutzen, mit denen Ionen und Neutralteilchen, atomarer Sauerstoff und Elektronendichte und -temperatur des Plasmas untersucht werden. Auf letztere Aufgabe wird sich das Gerät auf "Pegasus" konzentrieren.

Neben der Forschung hat das QB50-Projekt vor allem das Ziel, Studenten während der Ausbildung die Möglichkeit zu geben, an einem Raumfahrtprojekt von Anfang bis zum Ende mitmachen zu können, betonte Franz Kerschbaum vom Institut für Astrophysik der Universität Wien. "Das ist eine Einstiegsdroge, die man in einem großen Projekt oft nicht hat", so der Astronom, dessen Studenten für die Software des Satelliten zuständig sind.

Das Netzwerk auf der Erde

Die FH Wiener Neustadt ist für Design, Antrieb und Lageregelung des Satelliten verantwortlich. Das Space Team der Technischen Universität (TU) Wien, ein Verein von Studenten aller Fachrichtungen, baut das Energiesystem und den Bordcomputer. Und das Österreichische Weltraumforum (ÖWF), ein Verein von Raumfahrtexperten und -interessierten, sorgt für die Kommunikation und die Bodenstationen.

Insgesamt sind rund 40 Studenten in das 250.000 bis 400.000 Euro teure - je nachdem, ob nur ein Flugmodell oder wie üblich auch ein zweiter, baugleicher Satellit konstruiert wird - Projekt involviert. QB50 wird zwar von der EU gefördert - die nationalen Gruppen, die die Satelliten bauen, bekommen aus diesem Topf aber kein Geld. (APA/red, derStandard.at, 23. 1. 2015)