Aufnahmen der Oberfläche des Kometen "Tschuri" aus einer Publikation des Teams rund um Nicolas Thomas zeigen schroffe Klippen. Die Daten wurden in den letzten Monaten von der Sonde Rosetta gesammelt.

Foto: Thomas et al./Science

Wien - Schroffe, bis zu 700 Meter hohe Klippen, Staubfontänen und tiefe Löcher mit "Gänsehaut" - die jüngsten wissenschaftlichen Publikationen der Rosetta-Missionen zeichnen ein detailreiches und bizarres Bild des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, kurz "Tschuri". Eine Spezialausgabe der Fachzeitschrift "Science" präsentiert gleich sieben Berichte von internationalen Forscherteams mit Daten, die die Raumsonde Rosetta in den letzten Monaten gesammelt hat.

Aus zahlreichen Mosaikstücken haben die Forscher bereits ein recht detailreiches Bild von "Tschuri" zusammengesetzt. Der Komet hat einen Kopf von rund zwei Kilometern Durchmesser und einen rund vier Kilometer langen Körper.

Nicolas Thomas, Professor für Experimentalphysik an der Universität Bern, hat mit Kollegen Daten von Infrarot-Abbildungen analysiert, um die Kometenoberfläche zu beschreiben.

Dabei zeigt sich eine große Vielfalt an Strukturen. Rosetta hat bereits rund 70 Prozent der Oberfläche von "Tschuri" kartiert, mit einer Auflösung, bei der mindestens 80 Zentimeter große Details zu erkennen sind. Weniger spektakulär als die Oberfläche zeigt sie die Farbschattierung des Kometen. Nur einzelne Stellen erscheinen etwas heller als andere.

Forscher um Holger Sierks vom deutschen Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung haben den Kern des Kometen untersucht. Dieser besteht großteils aus Staub, Stein und gefrorenem Gas.

Poröser Kern

Die Forscher vertreten die Meinung, dass der Kern des Kometen recht porös und "fluffy" ist - zu 70 bis 80 Prozent dürfte er leer sein. Mit ihren Ergebnissen können sie einige gängige Modelle zur Kometenentstehung einschränken. Fabrizio Capaccioni vom italienischen National Institute of Astrophysics konnte mit seinem Team zeigen, dass die Oberfläche des Kometenkerns aus undurchsichtigen, organischen Komponenten, aber kaum aus vereistem Wasser besteht. Die Wissenschafter vermuten daher, dass die sonnenbeschienene Oberfläche des Kometen recht dehydriert ist.

Mit den zunehmenden Sonnenstunden am Landeplatz des Mini-Labors Philea, das sich seit seiner Landung im November direkt am Kometen befindet, könnte dieses im Mai seine Batterien aufladen und wieder in Betrieb gehen. Auch Rosetta soll in den nächsten Monaten aus einigen Kilometern Entfernung neue Daten sammeln - und damit die weitere Erforschung des Kometen aus nächster Nähe ermöglichen. (Tanja Traxler, DER STANDARD, 23.1.2015)