Organisierte die Leerstandskonferenz zum vierten Mal: Roland Grubers "nonconform architektur vor ort".

Foto: Lars Landmann

Roland Gruber vom Architekturbüro "nonconform architektur vor ort" erzählt, wie Schulen heute geplant werden und was er sich von der öffentlichen Hand erwartet.

STANDARD: Warum nimmt sich Ihr Büro der Leerstands-Thematik an?

Gruber: Wir arbeiten viel in Gemeinden und beschäftigen uns mit kommunaler Entwicklung. Die Themen ziehen sich durch: Wir haben als Ort die Identität verloren, rundherum entstehen Häuser und Handelsflächen - aber was machen wir im Zentrum? Da geht es immer um Strategien gegen Leerstand. Wir haben eine spezielle Methode, die "vor ort ideenwerkstatt", entwickelt, um Projekte gemeinschaftlich anzugehen - damit nicht alle Verantwortung auf Bürgermeister oder Planer abgewälzt wird. So entstand die Idee zur Leerstandskonferenz.

STANDARD: Und warum Schulen?

Gruber: Wir beschäftigen uns mit Schulstandorten in Gemeinden - der leerstehenden Schule, derschlecht genutzten Schule - und da braucht es breite Beteiligung: Schulen kann man als Planer nicht mehr klassisch bewältigen, sondern man braucht immer die Nutzer. Wir haben ein historisch gewachsenes System, das wir alle aus unserer Schulzeit kennen. Das gilt es ins 21. Jahrhundert zu transformieren, Wände zunehmend aufzulösen und verschiedene Lernarrangements neu und veränderbar zu ordnen.

STANDARD: Leerstand polarisiert. Warum?

Gruber: Die Leute sind voller Emotion. Aber die Situation ist nicht so dramatisch wie in Teilen Deutschlands. Dort kann man sich Mut abschauen: etwa, wie Gemeinden Sensibilisierung organisieren - Kampagnen, Förderungs- und Abrissprogramme. Es gibt auch Erfolgsstorys, wo Leute sagen: Bevor dieses Haus abgerissen wird, ziehe ich ein. Aber das muss man erst in die Köpfe bringen.

STANDARD: Was muss die Politik tun?

Gruber: Die öffentliche Hand muss das aktiv zum Thema machen. Vieles, was an Leerstand da ist, müsste nicht sein. Manches steht einfach leer, weil es nicht auf den Markt kommt und niemand Verantwortung übernimmt. Leerstand sollte von der Gemeinschaft als Potenzial begriffen werden. Die Gemeindepolitik muss als Vorbild auftreten und zum Beispiel Leerstand im Zentrum bei Bedarf förderpolitisch mit leistbarer Wohnraumschaffung verknüpfen anstatt der weiteren Zersiedelung auf der grünen Wiese zuzustimmen. Es braucht Hausbesitzer-Stammtische und Koordinatoren für Ortszentren, also Ansprechpersonen, die angreifbar sind, steuern und über einen längeren Zeitraum da sind. Dann kann Veränderung gelingen. (Franziska Zoidl, DER STANDARD, 24.1.2015)