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Kjetil Jansrud krönt sich in Kitz zum Sieger.

Foto: APA/NEUBAUER

Kitzbühel - Der Favorit hat sich auch auf einer stark verkürzten Streif-Abfahrt durchgesetzt. Der Norweger Kjetil Jansrud gewann am Samstag in Kitzbühel mit einer nur 58,16 Sekunden dauernden Fahrt zwei Hundertstel-Sekunden vor dem Super-G-Gewinner Dominik Paris aus Italien. Platz drei holte sich der Franzose Guillermo Fayed (+0,21 Sekunden). Als bester der ÖSV-Herren landete Georg Streitberger mit 0,39 Sekunden Rückstand auf Rang vier. Wegen schlechter Sicht im oberen Streckenabschnitt wurde das Rennen - Motto von Kritikern: "One half of a ride" - vom Seidlalmsprung und damit noch unterhalb des Super-G-Starts begonnen.

Ausgerechnet bei der 75. Auflage erlebten die Zuschauer damit die kürzeste Kitz-Abfahrt aller Zeiten. Ein Jahr nachdem Hausbergkante und Traverse umfahren werden mussten, fielen diesmal gleich Mausefalle, Steilhang und Alte Schneise in den Schnee.

"Bissl besser wäre noch gegangen"

"Kitzbühel-Sieger, das klingt richtig gut. Ich bin die ganze Woche gut gefahren, das heute ist ein Wahnsinns-Tag für mich", sagte Jansrud. Auf verkürzter Strecke gewonnen zu haben, störte ihn nicht im Geringsten. "Bissl besser wäre noch gegangen", resümierte Paris mit breitem Grinser nach den Plätzen eins und zwei in Kitzbühel. "Von oben wäre es unmöglich gewesen, besser ein Rennen als keines, denn Kitz ist auch herunten ein Highlight", sagte Streitberger, der seinen Aufwärtstrend vor der WM als Vierter bestätigte.

Als zweitbester Österreicher schwang Romed Baumann (+0,43) als Siebenter ab. Matthias Mayer verschenkte eine absolute Topplatzierung in der auch heuer wieder selektiven Traverse, er wurde am Ende Zehnter (+0,47) und lag damit drei Plätze vor Max Franz (+0,62).

"Vergeigt"

Gar nicht nach Wunsch lief es für Vorjahres-Triumphator Hannes Reichelt, der am Hausberg patzte und mit 1,23 Sekunden Rückstand als 34. ins Ziel kam. "Heute hat es nur eine Passage gegeben, die man richtig erwischen musste. Und die habe ich vergeigt. Ich ärgere mich über mich selbst", sagte der Salzburger, der aber froh war, "dass nichts passiert ist."

Der US-Amerikaner Bode Miller verzichtete auf ein Antreten trotz ansprechender Leistung im Abschlusstraining, als er Sechster wurde. Wohl eine Vorsichtsmaßnahme nach seiner Rückenoperation.

Gams und Gondel

Für Super-G-Olympiasieger Jansrud war es der insgesamt achte Weltcuperfolg, der vierte in der Abfahrt und erste in Kitzbühel. Eine goldene Gams ist dem Norweger damit sicher. Außerdem wird nun auch eine Gondel der Hahnenkammbahn nach ihm benannt.

Mit seinem fünften Saisonerfolg verkürzte er den Rückstand in der Gesamtwertung auf Titelverteidiger Marcel Hirscher auf 82 Punkte. Der Salzburger kann seinen Vorsprung aber in den letzten Slaloms vor der WM am Sonntag (10.15 und 13.30 Uhr) am Ganslernhang und am Dienstagabend in Schladming wieder ausbauen.

Verschiebungsmarathon

Schon ein frühmorgendlicher Blick aus einem Kitzbüheler Fenster ließ Schlimmes erahnen. Denn tief hängende Wolken, Nebel und Schneefall sind seit jeher Gift für den Abfahrtsrennsport und erst recht auf der berühmt-berüchtigten Streif. Dennoch übten sich die Bewohner des Städtchens in Zweckoptimismus. "Es schaut nicht so schlecht aus, außerdem soll es zu Mittag besser werden", lautete der einhellige Tenor.

Mit dem geplanten Start um 11.45 Uhr klappte es dann aber doch nicht. Selbiges galt für 12.15 Uhr, zu dichter Nebel auf manchen Streckenabschnitten ließen keinen Start von ganz oben zu. Der nächste Versuch wurde für 13.15 Uhr anberaumt. Doch schon um 12.45 Uhr war aus dem Jury-Radio zu vernehmen, dass weiter verschoben werden musste. Es gab zwar von fast allen Abschnitten positive Rückmeldungen bezüglich Sicht. Nur ein "Unmöglich" eines Streckenpostens im oberen Abschnitt machte dem Startplan einen weiteren Strich durch die Rechnung. Das Hoffen und Bangen wurde prolongiert.

Um 13.45 Uhr ging es dann mit zwei Stunden Verspätung endlich zur Sache. Eine verkürzte Abfahrt gab es zuletzt 2012, damals gewann der Schweizer Didier Cuche vor Romed Baumann, Klaus Kröll und Joachim Puchner. Komplett ausgefallen ist der Klassiker 2005 und 2007. (Thomas Hirner aus Kitzbühel, derStandard.at, 24.1.2015)