Hamburg/Wien - "Heute" bereichert die Debatte um anonyme Beiträge in Medien um eine weitere Facette: Die Gratiszeitung echauffierte sich diese Woche in einem Artikel über eine saftige Verkehrsstrafe von 140 Euro für Radlerin Maria J., die an einer Ampel "zwei Sekunden zu früh" losgefahren war. Der Medienwatchblog Kobuk identifizierte die Radlerin auf dem (praktischerweise nicht anonymisierten) Foto zur Story - es war "Heute.at"-Chefredakteurin Maria Jelenko-Benedikt.

Samstagabend griff "Spiegel Online" die Story vom Wiener Boulevard auf. Jelenko-Benedikt bestätigte dem Portal, dass der Artikel ihr Erlebnis mit der Exekutive beschreibt. Sie spreche von einer bewussten Entscheidung, ihre Funktion und ihren Namen nicht zu nennen. Begründung: "Das lenkt von der Sache ab. Es geht in dem Artikel nicht um mich als Person." Sie und die Zeitung würden die Strafe für ihren zweisekündigen Frühstart schlicht unverhältnismäßig finden. Sie habe ihre Strafe aber inzwischen bezahlt.

Spiegel Online vergisst nicht, auf die Abstimmung zum Artikel auf heute.at zu verweisen: Bis Samstagabend sagten dort mehr als 71 Prozent der Teilnehmer, die Strafe sei berechtigt. Die Antwortmöglichkeit lautet dort: "Ja, weil jeder weiß: Erst bei Grün darf man losfahren."

"Heute" berichtete 2014 recht intensiv über Initiativen für Klarnamen in Onlineforen, etwa hier, hier und hier. (fid, derStandard.at, 24.1.2015)