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Auf Wikipedia tobt ein "Editierkrieg" zu (anti-)feministischen Themen

Foto: EPA/Uli Deck

In der Online-Enzyklopädie Wikipedia tobt ein heftiger "Editier-Krieg" um die sogenannte GamerGate-Bewegung. Diese Initiative wollte ursprünglich ein Naheverhältnis zwischen Games-Journalisten und Entwicklern thematisieren, geriet aber zusehends zu einer Kampagne gegen feministischen Einfluss auf Videospiele. Das spiegelte sich auch im Wikipedia-Artikel darüber wider, der hunderte Male verändert wurde.

Sperre

Wikipedia hat nun auf die Kontroverse reagiert – und fünf Nutzer gesperrt, die vermehrt auf den frauenfeindlichen Aspekt der Bewegung hingewiesen haben. So entschied Wikipedias oberstes Schiedsgericht, dass jene fünf Nutzer künftig keine Themen zu Gamergate, Gender insgesamt oder Sexualität mehr bearbeiten dürfen. Auch in Richtung Pro-Gamergate soll es Verwarnungen gegeben haben. Mark Bernstein, der schon seit Jahren als Wikipedia-Editor tätig ist, beklagt allerdings, dass es dort "nur Wegwerf-Accounts" getroffen habe.

Wikipedia-Chef: GamerGate wird torpediert

Insgesamt scheint Wikipedia, das von ehrenamtlichen Nutzern geleitet wird, tendenziell zugunsten von GamerGate zu entscheiden, so der Guardian. Wikipedia-Chef Jimmy Wales antwortete einem Nutzer, der sich per Mail über den Eintrag beschwert hatte, dass GamerGate konstant "von einer Handvoll Leute" torpediert werde.

Kontroverse zu Chelsea Manning

In der Vergangenheit hatte es Wikipedia-intern bereits einen heftigen Streit über den Artikel zur Whistleblowerin Chelsea Manning gegeben. Die US-amerikanische Soldatin, die Material an Wikileaks geliefert haben soll, war ursprünglich ein Mann: Nach ihrer Verhaftung nannte sich Bradley Manning allerdings in Chelsea um, er will eine komplette Geschlechtsangleichung. Teile der Wikipedia-Community weigerten sich, den Eintrag über Manning auf seinen weiblichen Vornamen umzuändern.

Frauen unterrepräsentiert

Wikipedia gehört zu den zehn meistbesuchten Websites weltweit und gilt als eine der wichtigsten Informationsquellen im Netz. Daher spiegeln sich die politischen Kontroversen in gesteigerter Form wieder. Wikipedia selbst beklagte unlängst einen "Gender Gap", da zu wenige Frauen im Führungsteam der Enzyklopädie vertreten sind. Wie der Guardian richtig bemerkt, weist Wikipedia selbst darauf hin, dass es in diesem Bereich erhebliche Schwierigkeiten gebe. Frauen weisen Wikipedia dementsprechend laut Studien auch eine geringere Qualität aus. (fsc, derStandard.at, 25.1.2015)