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Täterarbeit will gewalttätigen Männern den Weg in ein gewaltfreies Leben aufzeigen.

Foto: Apa/Julian Stratenschulte

Die Arbeit mit Täter_innen, die psychische, körperliche oder sexualisierte Gewalt ausüben, ist ein wichtiger Baustein der Gewaltprävention. Die Unterstützung von Menschen, die von Gewalt betroffen sind, steht an erster Stelle – aber um zu verhindern, dass es zu neuerlichen Gewalthandlungen an denselben oder anderen Menschen kommt, muss auch auf diejenigen fokussiert werden, von denen die Gewalt ausgeht. Etwa indem man mit Männern und männlichen Jugendlichen, die psychische, körperliche oder sexualisierte Gewalt ausüben, an der Veränderung ihres Verhaltens arbeitet. Aus unserer Perspektive auf die männlichen Täter sagen wir daher: Täterarbeit ist ein Beitrag zum Opferschutz – in Kooperation mit anderen Einrichtungen und Behörden, die mit dem Opferschutz betraut sind oder andere Funktionen erfüllen, wie zum Beispiel Gerichte.

Vernetzung mit anderen Institutionen als zentraler Punkt

Es gibt unterschiedliche Zugänge zur Täterarbeit. Wir setzen in unserer Arbeit auf das Zusammenwirken unterschiedlicher Institutionen. Als Casemanager in der Gewaltarbeit bin ich Drehscheibe in der Vernetzungs- und Zusammenarbeit mit Behörden, Opferschutzeinrichtungen und Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens. Wir vermitteln die Männer nicht nur in passende Angebote innerhalb unserer Einrichtung – wie die Trainingsgruppe für Männer, die Gewalt in der Partnerschaft ausüben, oder Einzelpsychotherapie –, sondern gewährleisten durch Vernetzung, dass Informationen über etwaige neuerliche Gewalthandlungen in das Programm fließen.

Vernetzung ist somit der wichtigste Standard unserer Arbeit. Die betreffenden Männer müssen diesem Vorgehen zustimmen, um am Angebot teilnehmen zu können. Gemeinsam mit den Männern wird angestrebt, Verantwortung zu übernehmen, und motiviert, Veränderung zuzulassen. Die Männer entwickeln für sich und ihre Beziehungen Strategien, um mit inneren und äußeren Konflikten ohne Gewalthandlungen umzugehen. Dieser Blog wird in Zukunft einige Stationen und Erfolgsfaktoren dieses Veränderungsweges nachzeichnen.

Für eine Kultur des Hinschauens

Es ist zentral, die Themen Gewalt und Gewaltprävention aktiv in den politischen und öffentlichen Diskurs zu holen. Darin bestärken mehr als acht Jahre als Sozialarbeiter in diesem Bereich. Ein Leitsatz gewaltpräventiver Arbeit lautet: "Sagen statt schlagen." Also das Thema immer wieder – auch öffentlich – in Worte und Sprache zu fassen, um eine Kultur des Hinschauens zu entwickeln: auf die Gewalt, deren Verhinderung und auf die notwendigen Rahmenbedingungen von Opferschutz oder Täterarbeit, damit gemeinsam nachhaltige Veränderungen möglich sind.

Das Thema Gewalt im sozialen Nahraum stellt, neben dem Sorgerecht, gerade für Männer- und Väterrechtsinitiativen einen Hauptschauplatz ihrer geschlechterpolitischen Auseinandersetzungen dar. Mit Blick auf öffentliche Diskussionen über Geschlecht und Gewalt wird dieser Blog das Thema aktiv aufgreifen und auf Basis statistischer Fakten und aktueller Forschungsergebnisse zur Versachlichung und Differenzierung beitragen. Auch um einseitigen und tendenziösen Diskursen radikaler Vertreter_innen von Männer- und Väterrechtsinitiativen zu begegnen. (Michael M. Kurzmann, derStandard.at, 11.2.2015)