In der Stadt ist es nicht einfach ...

nicole rauscher

... aber außerhalb ist es okay.

nicole rauscher

"Arya von Wienerfell" hat auch in der Kälte kaum Probleme.

nicole rauscher

Arya war im Bezug auf volle Verantwortung für uns beide (Freund und mich) der erste Hund. Um nicht die Art Hundehalter zu werden, die uns gemeinsam mit ein paar Hysterikern und Regulierungsgoutiers Rasselisten und Hundeführscheine eingebracht haben, haben wir schon Wochen vorher Bücher über (gewaltfreie) Erziehung gewälzt. Auf die Entwicklung eines Hundes von klein auf einwirken zu können hat nämlich einen entscheidenden Vorteil: Alles, was der Hund kann, hat man ihm selbst beigebracht. Bevor den zukünftigen Welpeneltern jetzt schon in stolzer Vorfreude die Brust anschwillt: Alles, was der Hund nicht kann, hat man ihm in logischer Konsequenz eben nicht richtig beigebracht.

Abgesehen davon gelten für einen Hund in der Stadt aber noch ein paar Regeln, deren Missachtung Geldstrafen bis Hundeentzug zur Folge haben können.

Hundesteuer

In vielen Ländern Europas wieder abgeschafft, ist die Hundesteuer eigentlich ein Auslaufmodell. In Wien muss diese Abgabe ab einem Alter von drei Monaten entrichtet werden und beträgt für den ersten Hund 72 Euro, für jeden weiteren 105 Euro. Wer die für bestimmte Rassen verpflichtende Hundeführschein-Prüfung freiwillig ablegt, wird von der Steuer befreit. Das Steuermarkerl von früher gibt’s übrigens nicht mehr.

Hundehaftpflicht

Ganz ehrlich: Hunde ruinieren manchmal Sachen. Menschen mit Haustieren (und Kindern) lassen dies im Laufe der Jahre mit einer gewissen Gelassenheit geschehen, anderswo ist man dafür haftbar. Der Abschluss und die Aufrechterhaltung einer Hunde-Haftpflichtversicherung mit einer Mindestdeckungssumme von 725.000 Euro ist in Wien obligatorisch. Bei manchen Versicherungen ist diese im Paket mit einer Haushalts- oder Tierversicherung erhältlich.

Leine, Beißkorb – was denn jetzt?

An öffentlichen Plätzen gilt in Wien Leinen- oder Maulkorbpflicht. Das bedeutet, dass der Hund mit einem dieser beiden Dinge gesichert sein muss, wenn Sie auf Straßen, in Kleingartenanlagen oder Lokalen unterwegs sind. In den Öffis und an Orten mit üblicherweise großem Menschenaufkommen muss Ihr Vierbeiner auf jeden Fall einen Maulkorb tragen. Arbeitshunde im Dienst sind von dieser Vorschrift ausgenommen.

Hundezonen

Da in Wiener Grünanlagen die (Hunde-)Verboteritis herrscht, gibt es stadtseitig angebotene, teils umzäunte Hunde-Freilaufflächen. Je nach Lage können die sehr schön oder eine einzige Kloake ohne einen Flecken Gras sein. In der hiesigen werden die Tischmanieren übrigens nicht so genau genommen.

Da Hundezonen von verschiedensten Hunden frequentiert werden, nehmen Sie Kontakt zu Anwesenden auf, bevor Sie Ihren Hund frei laufen lassen. Möglicherweise handelt es sich um einen unverträglichen oder ängstlichen Hund, dessen Halter lieber vorher gehen möchte. Hochmotiviertes Ballspielen kann übrigens dazu führen, dass Sie der Alleinunterhalter (Rattenfänger) für die gesamte Hundezone und – zumindest zeitweise – Herr über ein Dutzend Hunde werden.

Städtisch äußerln

Nicht jeder Gassigang ist eine Waldwanderung oder führt zum Toben in die Hundezone, manchmal müssen auch einfach nur dringende Geschäfte erledigt werden. Dank des "Gackerlsackerls" ist die Entfernung der (festen) Hinterlassenschaften des Hundes nicht so ein riesengroßes Problem, wie es die Parkanlagen und Gehsteige dieser Tage vermuten ließen. Ob Sie es glauben oder nicht: Es ist auch als Hundehalterin nicht angenehm, Hauferl-Slalom laufen zu müssen. Die Höchststrafe ist ohnehin, wenn der Hund selbst in eine dieser Tretminen steigt.

Der Fairness halber sei hier erwähnt, dass die Wiener Gesetzeslage eigentlich regelrecht dazu auffordert, den Hund am Gehsteig oder auf Parkplätzen zu entleeren. Während die rechtlichen Vorschriften zur Hundehaltung lediglich die Kotentfernung festhalten, untersagt die Grünanlagenverordnung das Betreten jeglicher Grünstreifen (inklusive Verkehrsinseln und Mittelstreifen) durch den Hund, sofern keine ausdrückliche Beschilderung vorliegt. Haben Sie auf Ihrer nächstliegenden Bezirkskackwiese schon einmal ein Hundekloschild gesehen? Exekutiert wird diese Verordnung allerdings maximal im Rahmen der Frühlings- und Herbstaktion "scharf", wenn das Kontrollorgan einen wirklich hundeelenden Tag hat.

Eine Bitte in eigener Sache

Es ist Ihre Entscheidung, einen Hund zu halten, nicht die Ihres Umfelds. Nehmen Sie das Training Ihres Hundes ernst, denn das erleichtert Ihnen nicht nur den Alltag, sondern fördert die Bindung. Stehen Sie dafür grade, wenn sich Ihr pubertierender Junghund nicht angemessen verhält. Das bedeutet auch, dass Sie beispielsweise selbstverständlich die Reinigungskosten übernehmen, wenn das Nicht-Hochspringen noch nicht sitzt. Selbst, wenn Sie (oft) unschuldig zum Handkuss kommen, bleiben Sie ruhig und akzeptieren Sie, dass Ihr bester Freund der Albtraum eines anderen Menschen sein kann.

Umgekehrt wünschen wir uns natürlich ein bisschen Verständnis: Nicht jeder Hund ist bissig, böse oder untrainiert, und die allermeisten Hundehalter arbeiten viele Stunden mit ihrem Tier, um möglichst unauffällig durch den Stadtalltag zu kommen. Ich weiß, Sie kennen andere. Aber vielleicht ist der 30-Kilo-Hund, der Ihnen im Prater nachflitzt, erst sieben Monate alt und seine Halter tief beschämt, aber nicht schnell genug. (Nicole Rauscher, derStandard.at, 26.01.2015)