Budapest - Die Aufdecker-Plattform "Direkt36" in Ungarn hat neue Enthüllungen über die Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban angekündigt - und bittet um Geld für weitere Recherchen. Im Skandal um teure Auslandsreisen von Orbans Kanzleramtsminister Janos Lazar arbeiten die investigativen Journalisten an neuen Veröffentlichungen, sagten sie zuletzt dem deutschen Online-Magazin "Krautreporter".

Gegründet wurde "Direkt36" im Jänner von Gergö Saling. Der Journalist war im Vorjahr als Chefredakteur der Nachrichtenseite "origo.hu" entlassen worden, nachdem die Seite über Lazars Reisespesen auf Staatskosten berichtete. Die Entlassung geschah angeblich auf Druck der Regierung, große Teile der Redaktion kündigten daraufhin ebenfalls. "Die Recherche geht weiter", sagte Andras Pethö, der die Geschichte über Lazar für "origo.hu" schrieb und nun für "Direkt36" arbeitet. Die neue Plattform werde den "Mächtigen auf die Finger schauen".

Die in Budapest angesiedelten Investigativ-Journalisten sammeln seit dem Wochenende via Crowdfunding Geld für ihre Arbeit. Vorbild für ihre Arbeit ist die US-Plattform "ProPublica", die ihre Recherchen in Kooperation mit Medien wie der "New York Times veröffentlicht. Ähnlich wie die Amerikaner strebt "Direkt36" keinen Profit an.

Der Spendenaufruf der Aufdecker erfolgt auf Englisch und Deutsch. Die Recherche betreffe vielfach grenzüberschreitende Themen, einige Geschichte werde man darum auch auf Englisch veröffentlichen, heißt es. Erste Anschubfinanzierung für "Direkt36" gibt es nach Angaben der Gründer von dem aus Ungarn stammenden Milliardär George Soros und seiner Stiftung "Open Society". In Zukunft soll sich die Investigativ-Plattform durch Spenden von Bürgern finanzieren. (APA, 26.1.2015)