London - Der Komet "Tschuri" schüttelt auf seinem Weg um die Sonne derzeit seine Staubschicht der vergangenen Jahre ab. Das berichtet ein internationales Forscherteam um Rita Schulz von der europäischen Raumfahrtagentur ESA im britischen Fachblatt "Nature". Die Wissenschafter haben die Staubhülle des Kometen mit dem Instrument Cosima an Bord der ESA-Raumsonde "Rosetta" analysiert.
"Tschuri", im Vollnamen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, wird seit vergangenem Sommer von "Rosetta" begleitet. Je weiter sich der Komet der Sonne nähert, desto aktiver wird er durch die Sonnenwärme. Dadurch verliert er große Mengen an Staub von seiner Oberfläche, der von ausströmendem Gas mitgerissen wird. "Rosetta" hat Staubkörnchen des Kometen eingefangen und analysiert.
Zusammensetzung im Wandel
Die größeren Körnchen mit einem Durchmesser von mehr als einem Zwanzigstel Millimeter sind demnach locker-flockig und bemerkenswert reich an Natrium. Die Forscher schließen daraus, das dieser Staub die Sternschnuppenströme formt, die auf den Bahnen von Kometen bekannt sind. Sie gehen davon aus, dass sich der jetzt beobachtete Staub in den vergangenen vier sonnenfernen Jahren des Kometen angesammelt hat und sich dessen Staubzusammensetzung wesentlich ändern wird, wenn neues Material an die Oberfläche gelangt.
Der Komet besitzt grob die Form eines Quietsch-Entchens mit einem kleineren Kopf und einem größeren Körper, die über einen schmalen Hals verbunden sind. Der Kopf hat in etwa einen Durchmesser von zwei Kilometern, der Körper ist rund vier Kilometer lang.
Vielfältige Oberfläche
Es gibt bis zu 700 Meter hohe Klippen, Staubdünen, Ebenen und Furchen. Viele Gegenden sind von einer vermutlich meterhohen Staubschicht bedeckt. Am Hals befindet sich ein langer Riss, der Folge einer mechanischen Belastung sein könnte. Darüber hinaus wurden bis zu 200 Meter tiefe und bis zu 300 Meter breite zylinderförmige Löcher mit "Gänsehaut" - ihre Oberfläche ist mit etwa drei Meter großen Klumpen gepflastert.
"Tschuri" ist mit 470 Kilogramm pro Kubikmeter etwa so schwer wie Kork. Möglicherweise ist sein Kern porös und zu 70 bis 80 Prozent leer. Bereits jetzt ist der Komet überraschend aktiv. In den vergangenen Monaten hat er viermal soviel Staub ins All gespuckt wie Gas. Im Zuge der Annäherung an die Sonne wird die Aktivität aber noch dramatisch zunehmen. (APA/red, derStandard.at, 27.1.2015)