Wien - Die höchst angespannte Lage in Russland und in der Ukraine machen der Raiffeisen Bank International das Leben und Bilanzieren schwer. Die Bank verdient zwar mit ihrer Tochter ZAO Raiffeisenbank Geld und spricht von "moderaten Non-Performing-Loan-Raten" (faulen Krediten) - allerdings dürfte man den Firmenwert der Tochtergesellschaft verringern.

In der Ukraine und in Ungarn hat sich die Lage verschlechtert, für 2014 hat RBI-Chef Karl Sevelda denn bereits zu Ende des Vorjahres einen Verlust von bis zu 500 Millionen Euro angekündigt. Der früher angedachte Verkauf der Ukraine-Tochter Aval, der für Jahresende 2014 angepeilt gewesen war, musste wegen der Krise abgeblasen werden.

Keine Kapitalerhöhung

Gerüchte auf dem Kapitalmarkt, wonach bei der RBI eine Kapitalerhöhung im Raum stehe, schloss RBI-Finanzchef Martin Grüll am Montag aus.

In Russland wurden gestern, Montag, neue Gerüchte laut. Demnach wolle die RBI ihre russische Bank-Tochter verkaufen. Die Russian Media Monitoring Agency WPS berief sich bei ihrer Berichterstattung auf die Internetplattform banki.ru, die von Verhandlungen der RBI mit der russischen Alfa-Bank rund um den Oligarchen Mikhail Fridman berichtet hat. Die Verhandlungen liefen bereits seit Herbst 2014 und sollten ursprünglich bis Jahresende beendet werden, schrieb WPS. Dieser Zeitplan sei gescheitert nun werde als Abschluss das erste Quartal 2015 angepeilt.

"Nur Gerüchte"

In Wien werden all diese Darstellungen explizit zurückgewiesen. Der Vorstandsvorsitzende der RBI, Karl Sevelda, spricht von "Gerüchten, die jeder Grundlage entbehren". Es gebe "überhaupt keinen Kontakt" zur Alfa Group und auch "überhaupt keine Intention, unsere russische Bank zu verkaufen". Bislang war das Russlandgeschäft der Ertragsbringer für die Raiffeisen Bank International; auch 2014 wird trotz rückläufiger Einnahmen noch ein Gewinn von 300 Millionen Euro erwartet, betont die Bank. Die Moskau-Tochter trug zuletzt die Hälfte zum Gewinn bei. (Renate Graber, DER STANDARD, 27.1.2015)