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Seit seiner Entdeckung im Jahr 1991 wird die Gletschermumie vom Similaun intensiv untersucht. Trotzdem gibt es auch nach fast 24 Jahren immer noch Neues zu entdecken.

Foto: APA/dpa/Südtiroler Museum für Archäologie

Bozen - Schon bei den ersten Untersuchungen nach dem Fund der Gletschermumie "Ötzi" im Jahr 1991 stachen Forschern auffällige Tätowierungen ins Auge. Nun entdeckten Wissenschafter durch eine nicht-invasive fotografische Technik eine weitere, bisher unbekannte Tätowierung, wie die Europäische Akademie in Bozen (EURAC) am Montag in einer Aussendung mitteilte.

Sie fotografierten den Körper aus verschiedenen Blickwinkeln mit einer multispektralen Technik, so dass bei den Bildern der gesamte infrarote bis ultraviolette Wellenlängenbereich abgedeckt wurde. Dadurch konnten auch für das menschliche Auge nicht mehr sichtbare Tätowierungen in tieferliegenden Hautschichten mit großer Genauigkeit dargestellt werden.

Rätsel um Bedeutung

Die bisher bekannten 61 Zeichen auf "Ötzis" unterem Rücken und den Beinen zwischen Knie und Fuß bestehen aus 0,7 bis 4 Zentimeter langen, vorwiegend in Gruppen zu zwei, drei oder vier parallel angeordneten, Linien. Darunter befinden sich zudem zwei Kreuze. Aufgrund der Anordnung vermuten einige Wissenschafter, dass es sich dabei um therapeutische Behandlungsversuche handeln könnte, nämlich eine Art von Akupunktur.

Die neu entdeckte Tätowierung befindet sich auf der rechten unteren Seite des Brustkorbs. Die Forscher hoffen, dadurch neue Einblicke in die Bedeutung von Tätowierungen in vorgeschichtlicher Zeit zu erlangen: Sie sei ein weiteres Puzzlestück bei der Erörterung der Frage, ob prähistorische Tätowierungen eher eine therapeutische, symbolische oder religiöse Bedeutung hatten.

Die multispektralen Fotografien wurden in der Kühlzelle der Mumie im Südtiroler Archäologiemuseum durchgeführt. Jedes Foto sei sieben Mal aufgenommen worden, jedes Mal mit einer anderen Wellenlänge. "So konnten wir die verschiedenen Tiefen abdecken, in denen sich jeweils das für die Tattoos verwendete Kohlepulver abgesetzt hatte", erklärte Marco Samadelli, Wissenschafter vom EURAC-Institut. (APA/red, derStandard.at, 26.1.2015)