Wien - Österreichs Privatradioverband lehnt einen Ausstieg aus der analogen Verbreitung via UKW und einen Umstieg auf den digitalen Standard DAB+ ab. Dies erklärten Verbandsmanagerin Corinna Drumm und Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda Dienstagnachmittag bei einer Versammlung der Arbeitsgemeinschaft "Digitale Plattform Austria" in Wien. Marcel Regnotto von der Schweizer Medienbehörde Bakom hatte bei dem Treffen über UKW-Abschaltpläne in der Schweiz berichtet.

Wie berichtet (Interview hier), planen in der Schweiz die öffentlich-rechtliche SRG sowie die Privatradios die Abschaltung ihrer UKW-Sender bis 2024. Bis 2019 sollen bereits möglichst alle Schweizer Radios im Parallelbetrieb auf die digitale Verbreitung via DAB+umgestellt sein. Mit 1,7 Millionen verkauften DAB+-Empfangsgeräten gehört das Land schon jetzt zu den Spitzenreitern beim Digital-Radio, berichtete Regnotto. SRG und Privatradios seien sich darin einig, dass der Migrationsprozess bis zum Jahr 2024 abgeschlossen ist.

UKW-Abschaltung kein Thema

In Österreich ist eine UKW-Abschaltung im Digitalisierungskonzept 2015 der Medienbehörde KommAustria kein Thema. Der Umstand, dass Regnottos Vortrag "Der Weg zur Abschaltung des analogen Radios in der Schweiz" bei der Versammlung der "Digitalen Plattform Austria" das einzige Referat zum Thema Radio war, irritierte die anwesenden Radiomacher dennoch.

"Ein Szenario, das die Abschaltung von UKW beinhaltet, ist aus unserer Sicht noch für einige Zeit undenkbar. Das würde die wirtschaftlichen Grundlagen kommerzieller Radios zerstören", sagte Corinna Drumm, Geschäftsführerin des Verbands der Österreichischen Privatsender (VÖP). "Wir sind davon überzeugt, dass die Zukunft des Radios in hybriden Mulitplattformen liegt, egal ob terrestrisch über DAB+ oder UKW oder via Internet. Der Hörer muss dabei Entscheidungsfreiheit haben", so Drumm.

Tür zu!

Ähnlich Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda: "Digitalisierung ist für unser Medium ganz wichtig, und wir werden auch in Zukunft immer digitaler werden. Wir dürfen uns aber nicht verleiten lassen, wichtige Errungenschaften unseres 20 Jahre dauernden Ringens um den dualen Rundfunk in Österreich auf dem Altar der Digitalisierung zu opfern." Swoboda ortet die Gefahr, dass der ORF durch die Hintertür der Digitalisierung neue Möglichkeiten und Programme auf den Radiomarkt bringt. "Wir dürfen diese Tür nicht aufgehen lassen."

Darüber hinaus wäre der Umstieg von UKW auf reine digitale Verbreitung "mit enormen Reichweitenverlusten verbunden", so der Kronehit-Chef. "Die digitale Nutzung unserer Audio-Angebote beträgt nur vier Prozent unserer Gesamtnutzung. Die Leute hören zu über 95 Prozent analog über UKW Radio. Es ist ganz klar, dass jedes Abschaltszenario eine massive Bedrohung unseres Geschäftskonzepts ist."

Wozu "Brandreden gegen UKW-Abschaltung"?

Wolfgang Struber, Geschäftsführer von Arabella, verwies auf 20 kommerzielle Mitglieder im Verein Digitalradio. Und er sah keine Notwendigkeit für "Brandreden gegen die UKW-Abschaltung". Noch sei DAB+ nicht einmal gestartet, nicht einmal als - heuer geplanter - Testbetrieb.

Stand bisher im Digitalisierungskonzept: Wer einen technische Plattform für DAB+ zu 75 Prozent mit Programm füllen kann, die finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen nachweist, kann bei der Behörde den Betrieb einer solchen Digitalradioplattform beantragen.

"Aktiv positiv anstoßen"

Eine Fortschreibung dieses Konzepts aber reiche nicht, sagte Struber: "Es braucht den medienpolitischen Willen der Republik Österreich." Warum sollte sie wollen? "Radio benötigt einen eigenen, kostengünstigen digitalen terrestrischen Verbreitungsweg". Das nächste Digitalisiserungskonzept müsste in die Richtung "aktiv positiv anstoßen", findet Struber. (APA, red, 27.1.2015)