Wien - Nichts hält ewig, auch nicht das schönste Gitarrensolo. Das fand Florian Philapitsch etwa in "Sweet Child of Mine" bestätigt. Auch den fünften Geburtstag kann man nicht immer wieder feiern, und selbst der schönste lange Sommersonntag hat ein Ende.

Slash und UKW

Philapitsch ist stellvertretender Leiter der Medienbehörde Komm Austria, und die arbeitet gerade am nächsten Digitalisierungskonzept für Mai 2015 bis April 2017. Und was hat das mit Guns N' Roses zu tun?

Wie dem Solo von Slash wird es auch dem analogen Radio ergehen: "Auch das UKW-Netz wird irgendwann enden", erklärt Philapitsch Dienstagnachmittag bei einer Versammlung der Digitalen Plattform Austria. Nachsatz: "Um Ihnen die Angst zu nehmen: 2015 ist an Abschaltung von UKW nicht gedacht." Und noch viel länger nicht.

UKW für immer

Gegen ein Ende von UKW läuft der Privatsenderverband Sturm und vor allem Kronehit, das mühsam seit eineinhalb Jahrzehnten UKW-Frequenzen sammelt, um bundesweites Radio zu senden. Der Verband spricht sich nun für dauerhaft alles aus - UKW, gern auch DAB+, IP-basiertes Radio.

Nicht förderlich

Dann, signalisiert Österreichs Förderstelle RTR, wird es eher schwierig mit der Förderung von DAB+ aus dem Digitalisierugnsfonds: Der sei zweckgewidmet für den Übergang von analoger zu digitaler Übertragung, wie beim Fernsehen.

"Status quo zementieren"

In der Schweiz haben sich Gebührensender und Private auf ein Ende von UKW bis 2024 geeinigt. "Wenn man für Angebots- und Meinungsvielfalt ist, dann mus man über die Abschaltung von UKW diskutieren", sagt Marcel Regnotto von der Schweizer Medienbehörde auch bei der Tagung in Wien. Wer diesen analogen Radiostandard auf immerdar beibehalten wolle, "zemenentiert den Status quo".

Vielfalt der Ansichten

Das dürfte, bis zu einem gewissen Grad, die Idee von Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda sein. Er argumentiert: Ein allfälliges Ende von UKW würde im Gegenteil Vielfalt mindern. - Auch wenn im digitalen Radio weit mehr Kapazität für Sender zur Verfügung steht als in UKW. Swoboda argumentiert, UKW-Hörer wären ohne UKW womöglich ganz für das (Antennen-)Radio verloren.

Österreich hat bisher noch nicht einmal den aktuellen Standard des digitalen Antennenradios aufgedreht, als der gilt gemeinhin DAB+.

Vorerst Ö3 statt FM21

Immerhin: Es gibt nun wieder einen Termin für einen Testbetrieb in Wien._Anfang April, zwischen 1. und 10., soll DAB+ starten, mit mehr als einem Dutzend privater und ORF-Kanäle, neu und von UKW geläufig. Ein neuer ORF-Jugendsender "FM21" dürfte nun nach Protesten der Privaten eher nicht dabei sein, dafür Ö3.

Das Fernsehen macht definitiv Schluss

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So sah der erste Sony-Farbfernseher aus, er hieß KV1310, stammt aus dem Jahr 1968 und ging definitiv lange vor dem analogen Fernsehen in Österreich außer Betrieb.
Foto: REUTERS/Kim Kyung-Hoon

Die Fernsehbranche arbeitet schon eifrig am völligen Abschied vom Analogen: Günther Singer, Chef der Linzer Liwest und Obmann der Kabelbetreiber, setzt dem analogen Kabelfernsehen ein Enddatum.

Bitte amtlich

Mit September 2016 soll es nach den Plänen der Kabler in ihren Netzen nur noch digitalen Empfang geben, sagte auch Alfred Grinschgl, Geschäftsführer der RTR bei dem Treffen der "Digitalen Plattform" am Dienstag. Deren Digitalisierungsfonds, hofft Singer, soll Digitaldecoder für bisher analoge Kabelkunden fördern. Und Singer hätte das analoge Aus auch gerne im nächsten Digitalisierungskonzept der Behörde. So amtlich gemacht, hätte es einfach mehr Gewicht.

Einige Hunderttausend analog

Sie werden ohnehin schon rasant weniger (wie auch die analog empfangbaren Kanäle), sagen Singers Zahlen: Ende 2011 empfingen noch 70 Prozent der Kabelhaushalte ihre Programme analog. Ende 2014 waren es noch 33 der Kabelkunden.

Immerhin 14 Prozent aller österreichischen Fernsehhaushalte sind analoge Kabelkunden, ergänzt Grinschgl. Das sind bei drei Millionen Haushalten doch noch einige hunderttausend.

Für sie enden Gitarrensolo und Kindergeburtstag, wie es aussieht, im September 2016. (fid, DER STANDARD, 28.1.2015)