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Gasprom baut die Süd-Pipeline mit türkischer Beteiligung.

Foto: Reuters / Marko Djurica

Ankara/Linz/Wien - Russland und die Türkei sind sich offenbar einig, das von der EU bekämpfte Gaspipeline-Projekt South Stream in abgewandelter Variante ohne EU-Partner durchzuziehen. Die Versorgungsleitung soll über 660 Kilometer entlang der "alten" South-Stream-Route unter dem Schwarzen Meer verlaufen und dann 250 Kilometer auf dem europäischen Teil der Türkei, teilte Gasprom am Dienstag mit.

Gasprom-Chef Alexej Miller traf am Dienstag in Ankara mit dem türkischen Energieminister Taner Yildiz zusammen, um eine Machbarkeitsstudie für die Pipeline zu besprechen und die neue Route festzulegen. Die Pipeline werde aus vier Strängen bestehen und eine Gesamtkapazität von 63 Mrd. Kubikmeter pro Jahr haben, heißt es in der Gasprom-Aussendung.

Die Pipeline unter dem Schwarzen Meer will Gasprom allein bauen, den Teil auf dem Land gemeinsam mit der Türkei, wobei die Verantwortung für das Projekt auf türkischer Seite der Botas-Konzern tragen soll. Für den Weitertransport des Erdgases nach Westen ist eine Schnittstelle an der türkisch-griechischen Grenze geplant.

Gas ab 2016

Man habe sich darauf geeinigt, ein Regierungsabkommen im zweiten Quartal dieses Jahres zu unterzeichnen, wird Gasprom-Chef Miller zitiert. Ab Dezember 2016 soll die Pipeline das erste Gas an die Türkei liefern. Der erste Pipeline-Strang soll demnach eine Kapazität von 15,75 Milliarden Kubikmeter haben und zur Gänze für den türkischen Markt bestimmt sein. Die Türkei ist nach Deutschland der zweitgrößte Absatzmarkt für russisches Gas. Im vergangenen Jahr hat Gasprom 27,4 Mrd. Kubikmeter Gas in die Türkei exportiert, vornehmlich über die Blue-Stream-Gasleitung und Pipelines, die über den Balkan verlaufen.

Der Linzer Stahl- und Verarbeitungskonzern Voestalpine hat für die erste South-Stream-Röhre bereits 120.000 Tonnen und für die zweite 20.000 Tonnen Rohblech geliefert und auch bezahlt bekommen. Durch die von Gasprom präsentierte neue Pipeline-Route könnten Voestalpine weitere Aufträge winken.

Stahl aus Texas

Schlag auf Schlag geht es unterdessen beim Stahlwerk, das Voestalpine in Corpus Christi in Texas errichtet. Die Bauarbeiten seien voll im Gang, berichtete Voestalpine-Chef Wolfgang Eder am Montagabend in einem Pressegespräch. Verläuft alles nach Plan, könnte die Direktreduktionsanlage, in der jährlich zwei Millionen Tonnen Pellets mit 94-prozentigem Eisenanteil hergestellt werden, bereits zu Jahresende in Betrieb gehen. Die Hälfte davon soll in Europa verarbeitet, der Rest in Amerika verkauft werden.

Produktion und Verschiffung - das Werk liegt direkt am Meer - rechneten sich, die Kostenersparnis sei erheblich, rechnete Eder vor: 129 Millionen Euro betrage allein die Preisdifferenz beim Gas, das um ein Drittel billiger sei. 63 Millionen Euro erspare man sich bei Logistik und weitere fünf Millionen Euro bei den Stromkosten. Dieser Kostenvorteil von in Summe 197 Millionen Euro pro Jahr sichere Arbeitsplätze in Österreich, betonte Eder. (APA, ung, DER STANDARD, 28.1.2015)