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Kathrin Oertel geht.

Foto: Reuters/Fabrizio Bensch

Hamburg – In der ausländerfeindlichen deutschen Pegida-Bewegung gibt es auch nach dem Rückzug ihres Gründers Lutz Bachmann weiter Streit. Pegida-Sprecherin Kathrin Oertel hat am Dienstagabend bei einer Sitzung alle Funktionen und Ämter niedergelegt. Am Mittwoch bestätigte der Verein auf seiner Facebook-Seite entsprechende Medienberichte.

Neben Oertel zogen sich Medienberichten zufolge vier weitere Mitglieder aus der Führung zurück- - auch wegen mangelnder Distanz zum radikaleren Leipziger Ableger Legida.

Pegida selbst nannte namentlich nur eine weitere Person: Der Unternehmer Thomas Tallacker ziehe sich ebenfalls zurück. In den kommenden Tagen werde bei einer Sondersitzung ein neuer Vorstand gewählt, erklärte das Organisationsteam.

Bachmanns "Rücktritt"

In der Sitzung sei es um die Rolle Bachmanns gegangen, der sich offenbar entgegen seinen Ankündigungen doch nicht ganz zurückziehen wolle. Oertel war zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Sie gehört seit einem Auftritt in der ARD-Talkshow von Günther Jauch zu den bekanntesten Gesichtern der Bewegung.

Bachmann war vergangene Woche wegen eines Fotos von ihm in Hitler-Pose und ausländerfeindlicher Äußerungen im Internet zurückgetreten.

Pegida hat nach dem Rücktritt Oertels ihre für Montagabend geplante Demonstration in Dresden abgesagt. Das bestätigte ein Stadtsprecher am Mittwoch.

Rechter Rand, nicht Mitte der Gesellschaft

Der deutsche Meinungsforscher Manfred Güllner warnte unterdessen davor, die Pegida-Bewegung durch Dialogangebote aufzuwerten oder als Vertretung breiterer Bevölkerungsschichten ernst zu nehmen. "Alle vorliegenden Daten über die AfD- und Pegida-Anhänger belegen, dass sie nicht aus der Mitte, sondern vom rechten Rand der Gesellschaft kommen", sagte Güllner dem "Stern".

Eine klare Distanzierung sei insofern die einzig richtige Reaktion. Wer diese radikale Minderheit wichtig nehme oder gar mit ihr rede, "wertet sie auf und stärkt sie in ihrem Wahn, das ganze Volk zu repräsentieren", sagte der Chef des Meinungsforschungsunternehmens Forsa. Er zog eine Parallele zum Aufstieg des Nationalsozialismus: "Schon die NSDAP wurde erst zur Massenpartei, als das konservative Segment der Weimarer Gesellschaft, allen voran der preußische Adel, seine Abgrenzung aufgab und Bündnisse mit der braunen Bewegung einging." (APA, 28.1.2015)