Die Kombination aus virtueller Realität und geschickter Sinnestäuschung lässt Sushi erschmecken, wo eigentlich keines ist.

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Es ist noch gar nicht so lange her, da galt Geruchsfernsehen als große neue Errungenschaft. Die Zuseher vor den TV-Bildschirmen rubbelten auf Hinweis der jeweiligen Sendung Geruchskärtchen auf und erprobten die olfaktorische Bereicherung des Fernsehprogramms. Auch in Kinos wurden ähnliche Konzepte erprobt, konnten sich aber bislang nicht durchsetzen.

Project Nourished

Einen ähnlichen Anlauf unternimmt nun der südkoreanische Forscher Jinsoo An mit "Project Nourished". Er und sein Team wollen mit einer "gastronomischen Virtual-Reality-Erfahrung" die menschlichen Sinne austricksen.

Kredenzt wird etwa virtuelles Sushi. Und das funktioniert so: Der Nutzer versetzt sich über eine VR-Brille wie Oculus Rift in ein schickes Restaurant. Dort wird ihm ein mehrgängiges Menü kredenzt.

Wenn das Gelee zum Sushi wird

Doch statt Steak, Kuchen oder eben Sushi erhält er Nachahmungen, die beispielsweise aus Agar-Agar und Pektin bestehen und eigentlich aussehen, wie Götterspeise. In der virtuellen Realität freilich, erscheinen sie, wie die bestellten Köstlichkeiten und entsprechen höchst analog deren haptischen und gustatorischen Eindruck. Ein Zerstäuber sorgt für das passende Geruchsambiente. Eine Kombination aus Ablenkung der Augen und Täuschung von Riechkolben und Geschmacksknospen.

Geht der Plan von Jinsoo An auf, können Menschen in Zukunft also digital ein Restaurant besuchen und sich kulinarisch verwöhnen lassen, ohne unbedingt die Preise für hohe Haubenküche bezahlen oder Menükarten nach Allergenen durchforsten zu müssen.

Jinsoo An

Peter Pan für Diabetiker

Doch warum das Ganze? Eine Inspiration für das Projekt stammt aus der Peter Pan-Verfilmung "Hook", erklärt der Wissenschaftler gegenüber Wired. Dabei erinnert sich der erwachsene Held daran, wie er einst nur Kraft seiner Fantasie auf einem Tisch voller leerer Teller ein reichhaltiges Festessen erscheinen lassen konnte.

Eine zweite Antriebskraft ist Ans Vater, der nach Eintreten einer Diabetes-Erkrankung einige seiner Lieblingsspeisen von seinem Menüplan streichen musste. "Project Nourished" soll es Menschen wie ihm ermöglichen, zumindest in dieser Form der Simulation zu essen was er möchte, ohne sich um seinen Blutzuckerwert sorgen zu müssen. Auch wenn man sich das Essen eigentlich nur vorstellen würde, so der Initiator, transportiere es ein Gefühl von Freude, Glück und Gemeinsamkeit.

Vegane Vorreiter

Der vorgesetzte Speisenersatz sieht absichtlich völlig anders aus, wie das Essen, das er simulieren soll. Das soll die Erwartungshaltung der Nutzer etwas senken, zumal sich das kulinarische Erlebnis schwerlich 1:1 umsetzen lässt.

Dafür bemüht man sich hinsichtlich der Haptik umso mehr, einen möglichst realistischen Eindruck zu erzeugen. Dabei lernt man auch von der veganen und Allergie-bewussten Küche, in der im Bemühen um pflanzlich basierte Speisennachahmung viel experimentiert wird. Für das falsche Steak etwa arbeitet man derzeit mit verschiedenen Speisehefen und Shiitakepilzen, die für die nötige Umami-Note sorgen sollen. (gpi, 03.02.2015)