Wien - Die Maßnahme der Europäischen Zentralbank, von März 2015 bis September 2016 für 60 Milliarden Euro monatlich Anleihen aufzukaufen, ist nach wie vor umstritten. Im Kampf gegen Wirtschaftsflaute und Miniinflation sieht die EZB in dieser weiten Öffnung der Geldschleusen einen Ausweg. Was aber bedeutet dies für Verbraucher?

  • Börsen: Die Geldschwemme der Notenbanken ist der Schmierstoff für die Aktienmärkte. Da viele andere Geldanlagen wegen niedriger Zinsen kaum noch etwas abwerfen, stecken Investoren ihr Geld in Aktien. Die Folge: Die Kurse steigen. Experten warnen allerdings, dass sich dadurch Blasen an den Aktienmärkten bilden können.
  • Staatsanleihen: Durch die massiven Käufe der EZB dürften die Renditen der Papiere, zum Beispiel Bundesanleihen, weiter sinken. Das trifft Besitzer von Anleihen oder Anleger, die Geld in Anleihenfonds investiert haben.
  • Sparzinsen: Die Anleihekäufe haben zwar keine direkten Folgen für die Zinsen auf Sparbuch und Co. Allerdings dürfte die EZB die Leitzinsen nicht erhöhen, solange das milliardenschwere Programm läuft. Die Zeiten bleiben also noch eine ganze Weile schlecht für Sparer. Die Geldpolitik der EZB "belastet die Sparer und gefährdet die private Altersvorsorge", warnt etwa die Deutsche Kreditwirtschaft. Finanzexpertin Dorothea Mohn von der deutschen Verbraucherzentrale Bundesverband rät daher, noch stärker als bisher die Kosten für Sparprodukte verschiedener Anbieter zu vergleichen.
  • Altersvorsorge: Das Geld der Lebensversicherer steckt vor allem in Staatsanleihen. Schon jetzt fällt es den Unternehmen angesichts der niedrigen Zinsen immer schwerer, die hohen Renditenversprechen für Altkunden am Kapitalmarkt zu erwirtschaften. Die Folge: Die Rendite von Produkten zur privaten Altersvorsorge sinkt. Das Kaufprogramm verstärke den Druck auf festverzinsliche Wertpapiere, kritisiert der Präsident des deutschen Branchenverbandes GDV, Alexander Erdland. "Das macht es uns jetzt noch schwieriger, den Menschen gute Angebote für ihr Alter zu machen."
  • Immobilien: Kredite für den Kauf der eigenen vier Wände sind durch den Leitzins nahe null, zu dem sich Geschäftsbanken Geld bei der EZB besorgen können, billiger geworden.
  • Staatsverschuldung: Sinken die Zinsen von Staatsanleihen, muss der Staat weniger zahlen, wenn er Geld am Kapitalmarkt aufnimmt. Noch vor der EZB-Entscheidung verkaufte der deutsche Bund erstmals eine fünfjährige Bundesobligation mit Nullzins. Anleger erhalten also keine laufenden Zinszahlungen. Österreichs Zehn-Jahres-Renditen sind zu Wochenbeginn mit 0,413 Prozent auf einen neuen historischen Tiefstand gesunken.
  • Euro: Minizinsen und Geldflut schwächen den Euro gegenüber anderen Währungen, weil Anlagen in die Gemeinschaftswährung weniger lukrativ sind. Für die exportorientierte Wirtschaft ist ein schwacher Euro gut, weil sie ihre Produkte auf dem hartumkämpften Weltmarkt billiger anbieten kann. Das kann Arbeitsplätze sichern und die Konjunktur beflügeln. Beim Tanken könnte der schwächere Euro zu höheren Preisen führen. Denn Rohöl und Benzin werden international in Dollar gehandelt. Zu einem Problem an den Zapfsäulen würde dies aber erst, wenn parallel Rohöl drastisch teurer wird. Das ist derzeit jedoch nicht der Fall, der Rohölpreis sinkt seit geraumer Zeit.
  • Reisen: Der Urlaub in Nichteuroländern wird bei einem schwächeren Euro teurer. Das gilt vor allem für Reisen in die Schweiz, in die USA sowie in Länder, in denen der Dollar als offizielles Zahlungsmittel gilt. (dpa, DER STANDARD, 30.1.2015)