Setze dich ans Ufer des Flusses und warte, bis die Leichen deiner Feinde vorbeischwimmen. An diese Worte von Konfuzius denkt so mancher deutsche Politiker nun mit gewisser Schadenfreude. Denn erstaunlich schnell zerlegt sich gerade die Pegida-Bewegung.

Zuerst das Hitler-Selfie und Ausländerhetze von Gründer Lutz Bachmann (samt Rücktritt), wenig später der Riss im Vorstand, und nun scheinen sich zwei Pegidas zu formieren: die alte Truppe, die sich Bachmann nach wie vor verbunden fühlt und auch mit der radikaleren Legida-Bewegung aus Leipzig nicht brechen will, und der neue gemäßigtere Teil rund um Kathrin Oertel, der auch andere Themen als die Angst vor Islamisierung aufgreifen will.

Doch es wäre verfrüht, Pegida schon völlig abzuschreiben. Dass eine Bewegung wie Pegida - zumal nach einem rasanten Aufstieg - nach kurzer Zeit intern ins Trudeln kommt, ist nichts Außergewöhnliches. Nicht alle ziehen an einem Strang, der Druck von außen ist enorm.

Pegida lebt von seiner Idee und nicht von Organisatoren. Diese sind austauschbar. Die inhaltliche Saat jedoch ist aufgegangen. Unverhohlen fordert Alexander Gauland, Vizechef der Alternative für Deutschland (AfD), mittlerweile einen Stopp der Zuwanderung aus dem Nahen Osten und buhlt um Pegida-Anhänger. Selbst wenn Pegida eines Tages nicht mehr marschiert, die Angst vor der angeblichen Islamisierung Deutschlands wird Thema bleiben. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 30.1.2015)