Von Ischgl im Paznauntal und Lech am Arlberg ist man hier nur wenige Kilometer entfernt. Aber im Montafon denkt niemand an wilde Partys und schickes Einkaufen. Im größten Skigebiet Vorarlbergs ist Sport angesagt. Und möglichst wenig soll den Gast von dieser körperlichen Mission ablenken.

Zum Schwitzen kommt man ins Montafon

Das heißt nicht, dass es nicht nette Unterkünfte, bodenständige Küche, viel Brauchtumspflege und eine Handvoll Viersternehotels mit Sauna und Hallenbad gibt. Aber echte Wellnesstouristen oder Après-Ski-Genießer suchen sich andere Destinationen. Ins Montafon kommt man zum Skifahren, Langlaufen, Tourengehen oder Schneeschuhwandern - kurzum: zum Schwitzen und nicht zum Vergnügen. Passend dazu wirbt die Region mit "Muskelkater statt Schoßhündchen".

Nach dem Skitag am Golm geht sich für alle Altersgruppen noch eine rasche Talfahrt mit dem Alpine Coaster aus.
Foto: Illwerke Tourismus Montafon

Und damit kann man hier nicht früh genug beginnen. Mehrmals in der Woche werden Sonnenaufgangsfahrten angeboten, so etwa die "Montafon Totale": Zwei Stunden lang können konditions- und technikstarke Skifahrer von sieben bis neun Uhr menschenleere Pisten bergab rasen und sich dabei 8.000 Höhenmeter in die Wadeln schwingen.

Schwarze Skorpione

Weil schwarze Pisten für einige Montafon-Besucher nicht aufregend genug klingen, wurden die steilsten Abfahrten mit "Black Scorpions" markiert. Und selbst manche roten Abfahrten sind so schwer, dass sie anderswo auch schwarz markiert worden wären.

Allerdings: Ganz so leicht wie in anderen Skigebieten kommt man hier nicht auf die Bretter. Unterkünfte direkt an der Piste sind selten, einen alles verbindenden Skizirkus hat das Montafon nicht. Die beiden größten Skiberge - das Hochjoch bei Schruns und die Nova zwischen St. Gallenkirch und Gaschurn - wurden vor zwei Jahren mit einer neuen Gondelbahn zusammengeführt und zu "Silvretta Montafon" umbenannt. Zum kleineren Golm in Vadauns, ins stille Silbertal und nach Gargellen kommt man nur mit dem Skibus.

Foto: Illwerke Tourismus Montafon

Für Freerider und Tourengeher ist das Montafon ein Traum, vor allem wenn es Richtung Bieler Höhe auf die Silvretta-Hochalpenstraße hinaufgeht. Aber auch die anderen Berge bieten abseits der Pisten zahlreiche Möglichkeiten, die es mit dem Arlberg aufnehmen können.

Und damit man nicht nur die Wahl zwischen riskantem Alleingang und teurem Privatlehrer hat, bieten die Bergbahnen jede Woche eigene Kurse an, in denen Gäste zuerst Lawinenkunde lernen und dann nach und nach von Bergführern auf immer anstrengendere Tiefschneetouren begleitet werden. Vor allem für Jugendliche ist dies eine Chance, sich verantwortungsvoll im Gelände zu bewegen.

Ein Teufel mit Schnee

Dank seiner geografischen Lage ist das Montafon, dessen rätoromanischer Einschlag sich in den Orts- und Bergnamen zeigt, ziemlich fest in süddeutscher und Schweizer Touristenhand. Von Bludenz ist man in 20 Minuten mit Auto oder Bahn in Schruns. Noch näher am Talausgang ist der Golm, ein Familienskigebiet, das mit der Diabolo eine schwarze Abfahrt zu bieten hat, die selbst Geübten etwas Überwindung abverlangt.

Foto: Illwerke Tourismus Montafon

Wer dort eine andere Art von Nervenkitzel sucht, kann abends nach einer Schneeschuhwanderung mit einem Flying Fox mehrere Hundert Meter über einen Stausee fliegen oder mit dem Alpine Coaster sommers wie winters über eine mehrere Kilometer lange Schienenstrecke auf Zweisitzern mit mehr oder weniger hohem Tempo über enge Kurven ins Tal rodeln - ein wunderbares Erlebnis auch für groß gewordene Kinder.

Ein Skischanze für Draufgänger

Tschagguns hat übrigens seit kurzem eine Skischanze zu bieten, die beim Europäischen Olympischen Jugendfestival vergangene Woche zum Einsatz kam. Aber die ist eher für einheimische Draufgänger gedacht.

Auch im Montafon ist ein Skiurlaub nicht billig, die Tages- und Wochenkarten halten mit dem Arlberg mit. Aber die meisten Urlauber wohnen in Ferienwohnungen und Privatzimmern, und die Essenspreise sind selbst auf dem Berg noch recht vernünftig. Und wenn am Abend im Gasthaus die Wirtsfamilie auf Harfe und Harmonika musiziert, kann man fast glauben, es ist Urlaub wie einst. (Eric Frey, DER STANDARD, 31.1.2015)