Fernsehdirektorin Kathrin Zechner und Wolfgang Wagner ("ZiB 2"-Chef ) bei der Feier zu 40 Jahre "ZiB 2" am Donnerstag.

Foto: ORF/Roman Zach-Kiesling

ORF-Chef Alexander Wrabetz.

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Wien - Von Misstönen wird das 40-Jahr-Jubiläum der ORF-Nachrichtensendung "Zeit im Bild 2" begleitet: "ZiB 2"-Sendungschef Wolfgang Wagner warnte Donnerstagabend bei einer Feier im ORF vor möglichen Zugriffen auf die Redaktion. Der ORF-Journalist spielte damit offenbar auf Pläne an, in der ORF-Information einen zentralen Chefredakteur oder Direktor zu installieren.

"Ich weiß, dass es Gespräche gibt, dass es Leute gibt, die davon reden, die 'ZiB 2' müsse man in den Griff bekommen. Wer die 'ZiB 2' in den Griff bekommen will, macht sie kaputt. Wer die 'ZiB 2' in den Griff bekommen will, schadet dem ORF", so Wagner. Die anwesende Geschäftsführung in Person von ORF-General Alexander Wrabetz und TV-Direktorin Kathrin Zechner bat der "ZiB 2"-Chef um Unterstützung: "Bitte verteidigen Sie diese Unabhängigkeit und lassen sie sich das nicht unter Druck streitig machen."

"Plazet" für jede Entscheidung unter schwarz-blau

Wagner erinnerte an die schwarz-blaue Regierung, unter der die "ZiB 2" ihre Eigenständigkeit verloren habe. "Ich hab das von 2000 bis 2006 schon anders erlebt. Ich will es nicht dämonisieren, aber es war einfach extrem mühsam. So konnte man nicht erfolgreich arbeiten. Für jede Entscheidung musste das Plazet geholt werden."

Hintergrund von Wagners Warnungen sind offenbar im Zuge der geplanten ORF-Strukturreform aufgetauchte Überlegungen zur Installierung eines zentralen Chefredakteurs oder Direktors. Als SPÖ-Wunschkandidat wurde dafür in den vergangenen Monaten immer wieder der Salzburger Landesdirektor Roland Brunhofer gehandelt. Brunhofer soll ORF-intern gegenüber Gesprächspartnern erklärt haben, dass er ein Konzept dafür habe, die "ZiB 2" sowie auf Twitter besonders umtriebige ORF-Journalisten in den Griff zu bekommen, so der ORF-"Flurfunk".

Brunhofer verärgert

Brunhofer zeigte sich am Freitag im Gespräch mit der APA über solche Spekulationen verärgert und emotional aufgebracht. "Das stimmt nicht. Das ist bewusst durchdachter Schwachsinn, Gräuelpropaganda, Dämonisierung. Das kommt von einer kleinen Gruppe, die mich zum Feindbild erkoren hat. Mit mir hat bisher niemand über dieses Thema geredet und es gab auch keine Gespräche dazu. Aber nach 25 Jahren ORF weiß ich: wenn man im ORF einen Freund sucht, muss man sich einen Hund kaufen", so Brunhofer.

In den mehr als 25 Jahren Zusammenarbeit mit der ORF-Information und aktuell im Salzburger Landesstudio habe es von seiner Seite "keine einzige parteipolitische Intervention und kein in den Griff kriegen" gegeben. "Man kann mir journalistisch nichts nachsagen. Wir haben im Salzburger Finanzskandal über alles berichtet, über Ermittlungen gegen rote Beamte, über Ermittlungen gegen schwarze Beamte. Ich habe nicht ein einziges Mal eingegriffen", erklärte der Salzburger Landesdirektor, der davor Betriebsrat im ORF Oberösterreich war.

"Überzeugter Sozialdemokrat"

"Journalismus muss unabhängig bleiben", so Brunhofer. "Ich bin kein Mitglied der SPÖ, aber ich sage immer, ich bin überzeugter Sozialdemokrat." Deshalb habe er sich auch dafür eingesetzt, dass in Salzburg von rund 80 Mitarbeitern etwa 50 bessere Dienstverträge erhalten haben. "Und als Demokrat sind mir Meinungsfreiheit und unabhängiger Journalismus das wichtigste. Ich bin kein roter Lohnschreiber. Ich habe eine Weltanschauung, aber die geht nicht auf Sendung. "Wenn der Generaldirektor glaubt, dass ich geeignet bin, wird er es mir sagen. Und dann muss ich mir überlegen, ob ich es überhaupt könnte und machen würde. Ich bin nicht so selbstherrlich wie manche in der 'ZiB'. Ich habe in Salzburg nichts angestrebt, und ich strebe in Wien nichts an."

Wrabetz hält Spekulationen für entbehrlich

ORF-Generaldirektor Wrabetz hält die Diskussion für "entbehrlich", wie er der APA am Freitag erklärte. "Zu Personalspekulationen sage ich nichts. Aber Brunhofer ist ein hervorragender Journalist, der das Landesstudio Salzburg in schwierigen Zeiten und ohne den Vorwurf führt, dass dort nicht journalistisch unabhängig und objektiv gearbeitet würde. Es gibt deshalb keinen Grund ihn zu kritisieren und zu desavouieren. So wie ich das 'ZiB 2'-Team eingesetzt habe, habe ich auch Brunhofer eingesetzt, und ich bin mit allen zufrieden. Spekulationen über Personalentscheidungen sind entbehrlich. Und entbehrlich sind auch Spekulationen darüber, dass ich an meiner Linie der Objektivität und Unabhängigkeit in allen Sendungsbereichen etwas ändern würde." (APA, 30.1.2015)