Ein Teil der Gruppe, die an der Besetzung in Sachsen teilnahm, beim Posieren vor dem Landtagsgebäude. "Muslim und Europäer zu sein schließt sich aus", meint Markovics von den Identitären Österreichs (2. v. li., vorn). Sellner, Chef der Wiener Identitären (vorn, rechts außen), begleitete ihn nach Dresden.

Screenshot: Facebook

Wien/Dresden - Am Rande eines Aufmarschs der islamfeindlichen Pegida in Dresden wurde kürzlich der sächsische Landtag besetzt. Es waren junge Männer der Identitären-Bewegung, die in das Foyer des Landtages eindrangen und sich dort mit einem Transparent mit der Aufschrift "Unser Land - Unsere Werte" aufpflanzten.

Wie jetzt bekannt wurde, waren auch drei Österreicher unter den insgesamt 18 Männern, die ihre Aktion mit Videos und Fotos dokumentierten und auf Facebook stolz präsentierten.

Einer der "Ösis" war der 22-jährige Burschenschafter Alexander Markovics. Er ist seit 2013 Pressesprecher und auch Obmann der österreichischen Identitären. Diese werden unter anderem vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes als rechtsextreme Gruppierung eingestuft.

Ein weiterer aus Österreich angereister Akteur war der Chef der Identitären Bewegung Wiens, Martin Sellner. Er war bei der Identitären-Demo im Mai in Wien an vorderster Front und mit Megafon mitmarschiert.

Jana Ulbricht, Sprecherin der Polizeidirektion Dresden, bestätigte dem Standard am Freitag, dass "nun Anzeigen wegen Hausfriedensbruch wegen der Besetzung geprüft werden". Die Männer hätten sich erst nach mehrmaliger Aufforderung wieder aus dem Landtagsgebäude entfernt.

"Ja, wir waren dabei."

"Das war ein legitimer Protest", findet Markovics im Gespräch mit dem Standard, in dem er auch sofort stolz zugibt: "Ja, wir waren dabei. Da kann ich auch für Martin Sellner sprechen." Sie seien nach Dresden gefahren, "weil wir miterleben wollten, wie das abläuft, wenn mehrere tausend Menschen gegen Islamisierung und Überfremdung demonstrieren", erzählt Markovics, "da haben wir natürlich die Identitären Deutschland getroffen". Als diese von der Besetzungsaktion erzählten "haben wir uns nicht lumpen lassen".

Der Anzeige sehe man nun "gelassen entgegen". Gefragt, warum sich junge Österreicher mit einem Banner, auf dem "Unser Land" steht, ausgerechnet im deutschen Sachsen aufstellen, meint Markovics: "Ich hätte das auch in Frankreich getan oder in Spanien, also überall in Europa, wo es Identitäre gibt." Er und seine Kollegen verstünden sich schließlich alle als Europäer.

Multimediale Inszenierungen

Ob diese paneuropäische Offenheit für alle gelte, verneint Markovics. "Muslim und Europäer zu sein schließt sich aus." Nachsatz: "Außer vielleicht in Bosnien oder Albanien, da hat das lange Tradition." Wenn jemand bei den Identitären mitmachen wolle, werde dieser "zuerst lange angeschaut, wenn er bei solchen Aktionen mitmachen will, noch länger". Ein Muslim habe allerdings noch nie um Aufnahme in die Bewegung angesucht.

Wie schon vorangegangene Aktionen dauert auch die in Sachsen nicht sehr lange, wurde aber virtuell - im Video von flotter Musik unterlegt - inszeniert. Begleitet von Interviews auf Blogs, die wegen der schlechten Qualität fast gänzlich unverständlich sind.

Ihre erste "Besetzung" führten Österreichs Identitäre vor zwei Jahren in der damals von Asylwerbern besetzten Wiener Votivkirche durch. Sie dauerte allerdings aufgrund der winterlichen Kälte, die den jungen Männern zusetzte, nur wenige Stunden an. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 31.1.2015)