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Gut, wenn es Tage gibt, an denen man offiziell leidenschaftlich für etwas sein kann: beispielsweise den Tag der Menschenrechte; oder den Auschwitzbefreiungstag. Da wird gemahnt und debattiert, dass die Schwarte kracht.

Weniger gut: Jener Politiker, der Menschen in Menschen und Höhlenmenschen unterteilt, ist immer noch Politiker. Von Höhlenmensch ist es nicht weit zu Untermensch & Co. Das liegt fast um die Ecke.

Wenn also Gedenktage vorbei und Reden verhallt sind, gibt es immer noch diesen Politiker und seine Kollegen, die knapp nach den Gedenktagen in der Hofburg auftanzen; und solche, die mit ihnen koalieren wollen. Werden Häftlinge in Staatsobhut misshandelt oder gefoltert.

Wenigstens diesbezüglich geht aber was weiter. Vorladungen wurden vor einiger Zeit versandt - an jene, die über Folterungen berichtet haben: Ermittlungen gegen unbekannte Täter. Gemeint sind allerdings nicht jene, die Häftlinge misshandelt haben. Sondern jene, die das festhielten und weitergaben.

Die Lüftung des Redaktionsgeheimnisses wäre der letzte fallende Schleier vor dem tanzenden Körper willkürlicher Verfolgung. Das Nestbeschmutzertum erweist sich als originelle Arbeitsteilung: Wer ins Nest macht, ist zu oft über jeden Verdacht erhaben. Stinken tut jener, der darauf hinweist. Zum Glück wird wenigstens die Privathaushaltshygiene vorläufig abweichend von Betriebsschema mancher Ministerien abgewickelt. (Julya Rabinowich, DER STANDARD, 2.2.2015)