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Nikola Karabatic, mutmaßlich bester Handballer der Welt, triumphiert erneut mit Frankreich.

Foto: apa/epa/ghement

Doha - Frankreichs Handballer sicherten sich am Sonntag zum fünften Mal den WM-Titel und stoppten damit den Erfolgslauf von Gastgeber Katar. Mit 25:22 (14:11) setzte sich der Favorit im Finale von Doha durch und verhinderte mit seinem zehnten wichtigen Titel die wohl größte Sensationen der Handball-Geschichte. Die Mannschaft von Erfolgstrainer Claude Onesta krönte sich zudem zum alleinigen Rekordweltmeister.

Der überragende Nikola Karabatic war mit fünf Treffern bester Werfer des Europameisters, der schon 1995, 2001, 2009 und 2011 den WM-Titel geholt hatte. Asienmeister Katar verpasste es vor 15.300 Zuschauern in der ausverkauften Lusail Multipurpose Hall unterdessen, als erste nicht-europäische Mannschaft WM-Gold zu gewinnen. Für die zusammengekaufte Weltauswahl, die im Achtelfinale Österreich ausgeschaltet hatte (29:27), erzielte Zarko Markovic sieben Tore.

Zuvor hatte sich Polen durch einen 29:28 (24:24, 13:13)-Erfolg nach Verlängerung gegen Titelverteidiger Spanien den dritten Platz gesichert. Die Iberer hatten unter Trainer Valero Rivera, der nun die Kataris ins Endspiel führte, 2013 Gold gewonnen.

Gegen die robuste Abwehr der Franzosen tat sich der Gastgeber dort äußerst schwer. Im Angriff kam Frankreich durch seine Zweikampfstärke und die individuelle Klasse von Karabatic und Daniel Narcisse immer wieder zu guten Möglichkeiten. Die Folge war eine 13:7-Führung (23.). Angetrieben vom überragenden Keeper Danijel Saric kam Katar dann aber besser ins Spiel und verkürzte den Rückstand zur Pause auf drei Treffer.

Mitte der zweiten Halbzeit kam der Außenseiter sogar auf ein Tor heran (19:20/45.), doch die erfahrenen Franzosen behielten auch in dieser kritischen Phase die Nerven. Der Favorit zog wieder auf drei Tore davon (24:21/54.) und durfte am Ende jubeln. Die Franzosen sind durch ihren Erfolg nun zum zweiten Mal gleichzeitig Welt- und Europameister sowie Olympiasieger.

"Es war kein schönes Handballspiel, aber am Ende zählt der fünfte Stern. Wir haben Geschichte geschrieben. Wir sind alle Kumpels, wir sind eine Familie", sagte Rückraum-Spieler Kentin Mahé.

Für Spanien kein Trostpreis

Die Polen, im Halbfinale noch unglücklicher Verlierer gegen Katar, gewannen nach einer packenden Partie ihr viertes WM-Edelmetall. In der regulären Spielzeit glich der Vize-Weltmeister von 2007 zwei Sekunden vor dem Ende durch Michal Szyba aus. Zum umjubelten Matchwinner in der Verlängerung wurde Kamil Syprzak mit seinem Siegestor 45 Sekunden vor dem Ende.

Österreich, das mit Platz 13 die bisher beste WM-Platzierung der Geschichte erkämpft hatte, darf immerhin von sich behaupten, dem neuen Vizeweltmeister im Achtelfinale nur denkbar knapp unterlegen zu sein. Von einigen zumindest fragwürdigen Pfiffen in der Schlussphase dieser Partie ganz zu schweigen. "Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mir jemals dermaßen betrogen vorgekommen bin", meinte etwa Tormann Thomas Bauer in der Onlineausgabe der "Welt".

Zwiespältiges Resümee

Aus diesem Grund war die Weltauswahl der Gastgeber spätestens seit dem Durchmarsch durch die K.o.-Spiele argwöhnisch beäugt worden. Zum einen wurden die Schiedsrichter aus Kroatien (im Achtelfinale), Mazedonien (Viertelfinale) und Serbien (Halbfinale) für mindestens diskussionswürdige Spielleitungen bei den Partien der Gastgeber kritisiert. Am deutlichsten wurden die Polen nach der Halbfinal-Niederlage, die dem Gespann Dusan Stoijkovic und Nenad Nikolic höhnisch applaudierten.

Auch die von anscheinend unendlichen finanziellen Möglichkeiten beförderte Einbürgerungspolitik Katars stieß vielen Teilnehmern sauer auf. Am Rande des Turniers trafen sich die Top-Nationen, um das Thema zu diskutieren. Laut derzeit gültiger Regelung darf ein Spieler für ein anderes Land auflaufen, wenn er drei Jahre lang nicht für eine andere Nation gespielt hat.

Die durch die WM in Katar und das Vorgehen des Gastgebers angestoßene Diskussion brachte den Präsidenten des Weltverbandes IHF auf der Abschlusspressekonferenz in Rage. Hassan Moustafa verwies ungehalten darauf, dass nicht das IHF-Council, sondern der IHF-Kongress die Regeln zum Nationalitätenwechsel beschließen würden. "Katar nutzt die Möglichkeiten, die der Kongress gibt", sagte der Ägypter. "Ich muss den Entscheidungen des Kongresses folgen. Würde ich das nicht tun, müsste sich zurücktreten."

Man sei glücklich, in der Golfregion Handball weiterentwickeln zu können, schloss Moustafa. "Wir brauchen Katar, wir brauchen Kuwait, wir brauchen diese Länder für unseren Sport, denn sie haben viele Möglichkeiten." (sid/red - 1.2. 2015)

ERGEBNISSE, Handball-WM, Finale:

Frankreich - Katar 25:22 (14:11)

Frankreich: Omeyer, Dumoulin - Karabatic (5), Porte (4), Narcisse (4), Nyokas (3), Barachet (3), Guigou (3/2), Fernandez (1), Sorhaindo (1), Mahé (1)

Katar: Saric, Stojanovic - Markovic (7/3), Capote (6), Mallash (3), Vidal (3), Memisevic (1), Benali (1), Madadi (1)

Schiedsrichter: Novotny/Horacek (Tschechien)

Zeitstrafen: 4:2

Siebenmeter: 3/3:2/3

Zuschauer in Doha: 15.300 (ausverkauft)

Spiel um Platz 3:

Polen - Spanien 29:28 n.V. (24:24, 13:13)

Abschlussplatzierungen:

1. Frankreich, 2. Katar, 3. Polen, 4. Spanien, 5. Dänemark, 6. Kroatien, 7. Deutschland, 8. Slowenien, 9. Mazedonien, 10. Schweden, 11. Island, 12. Argentinien, 13. Österreich, 14. Ägypten, 15. Tunesien, 16. Brasilien, 17. Tschechien, 18. Weißrussland, 19. Russland, 20. Bosnien, 21. Iran, 22. Saudi-Arabien, 23. Chile, 24. Algerien.