Die Kinder aus Davids Klasse können es kaum fassen, dass Davids Kuscheltier ein rosa Pony ist. "Du Mädchen!", rufen sie.

Foto: David und sein rosa Pony, Illustriert von Jenny Harbauer

Jenny Harbauer, Nils Pickert
David und sein rosa Pony

Nach einem Theaterstück von Blanca Fernandez
pinkstinks.de 2014

Foto: Pinkstinks

David und Fred sind ein eingespieltes Team. Sie schmieden Zukunftspläne, fragen sich, ob ein Dasein als Tänzer lustig ist oder Astronaut doch noch besser wäre. Das rosa Pony Fred spielt in diesen Plänen freilich – ob so oder so – auch immer eine große Rolle. Erst einmal muss Fred aber mit in Davids Schule, wo die Lehrerin einen "Bring dein Kuscheltier"-Tag ausgerufen hat.

Ein erster Riss geht durch die enge Beziehung zwischen Fred und David, denn die anderen in der Klasse wollen diese enge Freundschaft so gar nicht verstehen. "Voll rosa", ätzt Johanna und zeigt mit dem Finger auf Fred, der – jawohl – rosa ist. "Mädchenpony" ist das nächste "Schimpfwort", das Fred verpasst wird. David ist doof, wenn er mit so etwas spielt, so der Tenor von Davids Mitschülerinnen und Mitschülern.

Rosa-versus-Blau-Zwang

Wie wird David mit dem sozialen Druck umgehen? Kündigt ihm sein Freund Paul die Freundschaft, weil David kein Bubenspielzeug, zum Beispiel einen sperrigen Roboter, hat?

Gruppendruck, Mobbing, sich beim Spielen buben- oder mädchengerecht benehmen müssen, Gendermarketing oder "Mädchen" als Schimpfwort – das sind die Themen in "David und sein rosa Pony", das von Pinkstinks herausgegeben wurde. Die Kampagne Pinkstinks setzt sich für eine Überwindung limitierender Geschlechterrollen ein und kämpft gegen einen Rosa-versus-Blau-Zwang für Mädchen und Buben.

Selbstermächtigung, ohne Druck

Der Text stammt von Nils Pickert, der an der Seite seines Sohn auch schon einige Kämpfe für selbstgewählte Farben oder Kleidung ausgefochten hat. Als sein Sohn Gefallen an Röcken fand, solidarisierte sich Pickert mit ihm, und sie zogen gemeinsam in Röcken um die Häuser. Das reichte schon aus, um 2012 Pickert senior und junior zur digitalen Berühmtheit zu machen.

"David und sein rosa Pony" ist eine Hilfe zu Selbstermächtigung – jedoch ohne Druck und moralischen Zeigefinger und mit Verständnis dafür, dass man schon mal einknicken kann. Denn David ist kein Held, der dem sozialen Druck in jeder Sekunde standhält. Er ist ein ganz normaler Bub, der mit den ersten Anforderungen an seine Geschlechterrolle in Berührung kommt. Wie jedes andere Kind früher oder später auch. (Beate Hausbichler, derStandard.at, 2.2.2015)